Das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors hat zwei Verfahren bewertet, mit denen wiederkehrenden Blasenentzündungen vorgebeugt werden soll. Die Behandlung mit einem Medikament zur gezielten Stimulation des Immunsystems bewertet der IGeL-Monitor mit „tendenziell positiv“, weil Studienergebnisse Hinweise auf einen Nutzen zeigen. Die Impfung bewertet der IGeL-Monitor mit „tendenziell negativ“, da nur eine Studie in die Bewertung eingeschlossen werden konnte und sich aus dieser Studie keine Hinweise auf einen Nutzen ableiten lassen, aber Nebenwirkungen auftreten können.
In Deutschland gibt es derzeit einen Impfstoff und ein Immuntherapeutikum, um rezidivierende Blasenentzündungen vorzubeugen: Das Immuntherapeutikum wird als Kapsel eingenommen, der Impfstoff wird als Spritze injiziert. Beide Verfahren sind Selbstzahlerleistungen bzw. Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL).
Was sagen Studien über den Nutzen und Schaden?
Eine Impfung oder Immunprophylaxe wäre nützlich, wenn Blasenentzündungen dadurch gar nicht mehr oder seltener aufträten oder weniger schmerzhaft wären. Das Team des IGeL-Monitors fand Studien, aus denen sich für das Immuntherapeutikum Hinweise auf einen solchen Nutzen ableiten lassen – allerdings nur für einen Nachbeobachtungszeitraum von sechs Monaten. Bei Personen, die mit dem Immuntherapeutikum behandelt wurden, traten Nebenwirkungen oder unerwünschte Ereignisse nicht häufiger auf als in der Kontrollgruppe der Scheinbehandelten. Deshalb konnten das Medikament keine Hinweise auf mögliche Schäden abgeleitet werden.
Zu dem Impfstoff fand der IGeL-Monitor lediglich eine Einzelstudie – diese zeigt keine Hinweise auf einen Nutzen. Allerdings berichteten mehr als die Hälfte der Geimpften von Schmerzen an der Impfstelle, Fieber oder anderen grippeähnlichen Symptomen, woraus sich ein möglicher Schaden ableiten lässt.
Hintergrund: Das Immuntherapeutikum enthält lysierte immunaktive Fraktionen aus ausgewählten Escherichia coli-Stämmen als Hartkapseln. Nach Fachinformationsangaben stimuliert das Präparat die zelluläre und humorale Immunität, wodurch es zu einer verstärkten lokalen Immunantwort im Bereich der Harnwege kommt.
Der Impfstoff enthält inaktivierte Escherichia coli, Morganella morganii, Proteus mirabilis, Klebsiella pneumoniae und Enterococcus faecalis zur Injektion. Nach Fachinformationsangaben wird es zur Therapie und Prophylaxe rezidivierender Harnwegsinfekte bakterieller Herkunft (Grundimmunisierung, Boosterung) eingesetzt.
Pressemitteilung „IGeL-Monitor bewertet zwei Verfahren zur Vorbeugung von Blasenentzündungen mit unterschiedlichen Ergebnissen“. Medizinischer Dienst Bund (MD Bund), Essen, 29.10.2024 (https://md-bund.de/presse/pressemitteilungen/neueste-pressemitteilungen/igel-monitor-bewertet-zwei-verfahren-zur-vorbeugung-von-blasenentzuendungen-mit-unterschiedlichen-ergebnissen.html).