Erstmals wurde Mikroplastik in einer Leber nachgewiesen. Nachgewiesen wurden insgesamt sechs verschiedene Typen von Mikroplastik bei einem Patienten mit Leberzirrhose. Keine Rückstände fanden sich dagegen bei Patienten ohne Leber-, Nieren-, oder Milzerkrankung.
Nachgewiesen wurden die Rückstände durch Forscher des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und der Universität Hamburg. „In unserer Studie konnten wir bei Patienten mit Leberzirrhose Mikroplastik in erhöhten Mengen im Lebergewebe nachweisen. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass der Pfortaderhochdruck und die damit verbundene veränderte Darmpermeabilität bei Patienten mit Leberzirrhose zu einer vermehrten Aufnahme von Mikroplastik-Partikeln aus dem Darm führen. Welchen Stellenwert die Ablagerung von Mikroplastik in der Leber auf den Erkrankungsverlauf von Patienten mit Lebererkrankung hat, müssen künftige Studien zeigen“, sagt Dr. Dr. Thomas Horvatits, Oberarzt in der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik des UKE.
Neue Nachweismethode
„Die Identifikation und Analyse von Mikroplastikpartikeln in menschlichem Gewebe war für uns aufgrund der sehr kleinen Partikelgrößen und der geringen Probenmengen eine besondere Herausforderung. Wir haben hierfür eine neue Methode entwickelt, die Färbeverfahren mittels Nilrot und Fluoreszenzmikroskopie kombiniert“, sagt Dr. Elke Fischer, Leiterin der AG Microplastic Research am Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg.
Das ubiquitäre und steigende Vorkommen von Mikroplastik in der Umwelt führte die Weltgesundheitsorganisation WHO schon 2019 zu dem Aufruf nach mehr Forschung zu dem Thema (v. a. Mikroplastik in Trinkwasser). Bislang wurden Mikroplastik-Partikel nur in Geweben von Mäusen und kürzlich auch in Blut, Stuhl und Plazenta des Menschen festgestellt. Unklar war jedoch, ob Mikroplastik sich in peripheren Organen, insbesondere in der Leber, anreichert und ob eine Leberzirrhose diesen Prozess begünstigt. Für ihre Studie haben die Wissenschaftler Gewebeproben aus Leber, Niere und Milz von sechs Patienten mit Leberzirrhose und fünf Personen ohne eine Lebererkrankung analysiert.
Pressemitteilung Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Juli 2022
Horvatits T et al.; eBioMedicine. 2022 Jul 11:1-10 (DOI 10.1016/j.ebiom.2022.104147).