Die Patientengruppe bestand aus 123 MS-Patienten (41 in der Versuchsgruppe, 40 in der Gruppe mit Schein-Akupressur und 42 Kontrollen), die in einer neurologischen Klinik einer Universitätsklinik aufgenommen wurden. Mit verschiedenen validierten MS-Fatigue-Skalen wurde die Symptomatik erfasst (neben einem Patienteninformationsformular mit der Fatigue Severity-Skala (FSS), der Expanded Disability Status-Skala (EDSS) und dem Mini-Mental-Status-Test (MMST). Zur Bewertung von depressiver Stimmung und Schlafqualität, die sich auf Müdigkeit auswirken können, wurden die Beck Depression-Skala (BDI-II) bzw. der Pittsburg Sleep Quality-Index (PSQI) verwendet. Die Patienten in der Experimentalgruppe wendeten Akupressur unter Verwendung der drei Akupunkturpunkte Di 4 (HeGu, Dickdarm 4), Mi 6 (San Yin Jiao, Milz 6) und Ma 36 (Zu San Li, Magen 36) an, die jeweils gut erreichbar an der Hand resp. dem Unterschenkel liegen.

Die Mehrheit der Patienten war weiblich (67,5%), das Durchschnittsalter betrug 41,2 Jahre. Der mittlere BDI-II-Wert der Patienten betrug 15,54 und der mittlere PSQI-Wert 6,78 (die mittleren Werte dieser Skalen waren in allen Gruppen ähnlich). Vor dem Beginn der Interventionen gab es hinsichtlich der Fatigue-Ausprägung keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen (Akupressur: 5,54±0,87, Kontrolle: 5,40±0,92 und Schein-Akupressur: 5,50±0,99; p=0,816). In der vierten Woche zeigte sich hingegen eine signifikante Abnahme der mittleren Fatigue-Ausprägung in der Akupressur-Gruppe im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen (Akupressur: 4,15±1,09, Kontrolle: 5,47±1,11, Schein: 5,34±1,14; p<0,001). Die Autoren schlussfolgern, dass Selbst-Akupressur der genannten Punkte eine wirksame Methode sein könnte, um Fatigue-Beschwerden auch von Patienten mit MS zu reduzieren. Frühere Studien anderer Arbeitsgruppen hatten bereits gezeigt, dass die Stimulation der drei vorgeschlagenen Akupunkturpunkte entweder mit Akupressur oder Akupunktur Fatigue-Beschwerden von Krebspatienten lindern kann.