Ende November 2024 genehmigte die Europäische Kommission die Zulassungserweiterung für Sarilumab, einen IL-6-Rezeptor-Inhibitor, für die Behandlung der Polymyalgia rheumatica (PMR). Die Basis dafür lieferten die Ergebnisse der SAPHYR-Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit des monoklonalen Antikörpers.
PMR stellt in Deutschland bei Menschen über 50 Jahre nach der rheumatoiden Arthritis (RA) die häufigste entzündlich-rheumatische Erkrankung dar. Starke, symmetrische Schmerzen in den Schultern, im Nacken und im Beckengürtel sowie Morgensteifigkeit gelten als typische Symptome. Es können aber auch (asymmetrische) Synovitiden an den Knie- und Handgelenken auftreten, ebenso wie B-Symptome (Fieber, Nachtschweiß und ungewollter Gewichtsverlust von mehr als 10 % des Körpergewichts in 6 Monaten), Depressionen und Fatigue.
Sarilumab war bereits zur Therapie der mittelschweren bis schweren RA zugelassen. Die Zulassungserweiterung auf die PMR bezieht sich auf Erwachsene, die auf Kortikosteroide (GC) unzureichend ansprechen oder bei denen ein Rezidiv während des Ausschleichens der Kortikosteroide auftritt.
Erhöhte anhaltende Krankheitsremission
Die SAPHYR-Studie schloss 118 Personen ein, die den vorläufigen EULAR / ACR-Klassifizierungskriterien für PMR von 2012 entsprachen und ein Rezidiv während des GC-Ausschleichens bekommen hatten [1]. Sie erhielten 1 : 1 randomisiert über 52 Wochen entweder 2 ×/Monat Sarilumab 200 mg s. c. mit einem 40-wöchigen GC-Tapering oder Placebo mit einem GC-Tapering.
Nach 52 Wochen zeigten unter Sarilumab signifikant mehr Patientinnen und Patienten eine anhaltende Krankheitsremission als unter Placebo (28 % vs. 10 %; p = 0,02). Diese musste folgende Kriterien erfüllen: keine Anzeichen und Symptome einer PMR und eine Normalisierung der Entzündungsparameter bis Woche 12, darüber hinaus kein Krankheitsschub, eine anhaltende Normalisierung der Entzündungswerte und eine Einhaltung des Prednison-Tapering-Regimes von Woche 12 bis Woche 52. Der Vorteil durch das Biologikum blieb auch nach Sensitivitätsanalyse mit Ausschluss der Entzündungsmarker C-reaktives Protein (CRP) und Erythrozyten-Sedimentationsrate (ESR) erhalten.
Wichtig war auch, dass die Verumgruppe nach 52 Wochen median signifikant geringere GC-Dosen benötigte als der Vergleichsarm (777 mg vs. 2 044 mg; p < 0,001). Sarilumab wurde gut vertragen und das Sicherheitsprofil entsprach dem aus RA-Langzeitstudien. Am häufigsten traten Neutropenien auf, die aber nicht zu einer erhöhten Infektionsrate führten.
Aufgrund der guten Daten wird damit gerechnet, dass IL-6-Rezeptor-Inhibitoren im Leitlinien-Update 2025 zur PMR Berücksichtigung finden.