Hierzu wurden Daten zu Todesfällen nach Ursachen für die Zeiträume 1910-1925 und 2016-2020 vom spanischen Nationalen Institut für Statistik verwendet. Es zeigte sich, dass während der spanischen Grippepandemie 1918 ein Höhepunkt der Todesfälle aufgrund von Influenza, akuter Bronchitis, Lungenentzündung und anderen Atemwegserkrankungen mit einem Anstieg der Suizide zusammenfiel (von 5,9 im Jahr 1917 auf 6,6 pro 100.000 Einwohner im Jahr 1918). Dieses Muster wiederholte sich bei der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 mit einem Anstieg der Selbstmorde von 7,8 im Jahr 2019 auf 8,3 pro 100.000 Einwohner im Jahr 2020. In beiden Fällen wurde das Suizidverhältnis Männer:Frauen in ähnlichem Verhältnis reduziert, mit einem höheren Nettoanstieg der Anzahl von Suiziden bei Männern, aber einem höheren prozentualen Anstieg bei Frauen.

Nach Einschätzung der Autoren geben diese begrenzten Einsichten zwar Hinweise darauf, dass beide Pandemien die Selbstmordraten beeinflusst haben könnten. Allerdings sind die Effekte auch im Zusammenhang mit dem jeweiligen historischen Kontext durch Auswirkungen unterschiedlicher Diathese-Stressorfaktoren erklärbar (Spanische Grippe u. a. Weltkriegsfolgen, Hunger etc.).

Bisher zu Deutschland vorgelegte Zahlen zeigen, dass es keine erhöhten Suizidraten während der Pandemie gab (DOI 10.1007/s00194-022-00598-6, DOI 10.1016/j.jad.2022.09.022), während sich dies in anderen Ländern, vor allem auch bei Jugendlichen, anders darstellt: In den USA wurde beispielsweise ein Anstieg von 30% versuchter Suiziden mittels Selbstvergiftung gezeigt (mit +73% v. a. bei Kindern zwischen 10-12 Jahren), der sich bis ins dritte Quartal 2022 fortsetzte.