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Obsessives Verhalten

Selbsthilfetechnik „Retraining in sensu“ bei Sucht nicht immer nachhaltig wirksam

14.12.2022

„Retraining in sensu“ (Umschulung in der Vorstellung) ist eine am Hamburger Universitätsklinikum (UKE) entwickelte Selbsthilfetechnik, die auf automatische Annäherungstendenzen an appetitliche Stimuli abzielt. Verschiedene Studien konnten eine wirksame Verminderung von Craving z.B. nach Alkohol oder Nikotin durch das Verfahren zeigen.

Im Zuge einer 2019 publizierten randomisierten kontrollierten Studie mit 384 Teilnehmern (Moritz et al., Transl Psychiatry, 2019) reduzierte Retraining in sensu das Verlangen nach kalorienreichen Nahrungsmitteln nach einem sechswöchigen Interventionszeitraum und führte zu einer Gewichtsreduktion bei den Teilnehmern (> Adipositas). Eine jetzt vorgelegte Studie zeigt nun allerdings, dass die ermutigenden Kurzzeit-Ergebnisse bei dieser Stichprobe nicht nachhaltig waren [1].

Ein Jahr nach Studienbeginn wurden alle Teilnehmer der Studie von Moritz et al. erneut kontaktiert. Mittels einer visuellen Analogskala zur Messung des Verlangens und weiterer etablierter psychometrischer Tests wie dem Food Cravings Questionnaire-Trait-reduced (FCQ-T-r), dem Three-Factor Eating-Fragebogen (TFEQ) und dem Beck-Depressions-Inventar wurden Lebensqualität und die subjektive Bewertung der Intervention aus dem vergangenen Jahr online erhoben. Bei der statistischen Analyse der Ergebnisse zeigten sich keine signifikanten langfristigen Interaktionseffekte hinsichtlich der Endpunkte bei Personen mit Craving nach kalorienreichen Lebensmitteln. Lediglich bei den Probanden, die das Retraining in sensu seinerzeit intensiv nutzten, war es mit einer stärkeren Symptomreduktion assoziiert. Während das Verfahren bei anderen Indikationen, z.B. beim Tabak-Craving (> Suchterkrankungen), auch noch nach einem Jahre wirksam ist (Gehlenborg et al., Eur Addict Res, 2022), gibt es über die fehlende Nachhaltigkeit beim Craving nach hochenergetischen Lebensmitteln keine Erklärung (evtl. eine zu geringe Zahl von Probanden, die die Studie abschlossen).

Weitere Informationen zu dem Verfahren einschließlich Publikationsliste gibt es online (http://www.uke.de/retraining).

1) Gehlenborg J et al., J Behav Ther Exp Psychiatry 2023 Mar; 78: 101794, DOI: 10.1016/j.jbtep.2022.101794

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