Mittels Urin-Proteom-Analyse ist – vom ersten Tag der COVID-19-Diagnose an – ein schwerer Verlauf einer COVID-19-Erkrankung prognostizierbar, zeigt eine jetzt in Lancet Digital Health publizierte multizentrische europäische Studie.
„Dies ermöglicht z. B. einen effizienten Einsatz von Medikamenten gegen das SARS-CoV-2“, sagt Prof. Dr. Joachim Beige, Forschungschef der Nephrologie und Geschäftsleiter Medizin des KfH Kuratoriums für Dialyse und Nierentransplantation e.V. am Klinikum St. Georg Leipzig und Studienleiter der vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten COVID-19 Studie zur frühen Erkennung der Komplikationsverläufe (CRIT-CoV-U).
„Der Proteom-Test ist ein echter Meilenstein in der effizienten Erkennung komplikationsbehafteter COVID-19-Erkrankungen und könnte bei dieser pandemischen Erkrankung über exakte Prognose und Therapiesteuerung entscheidende Vorteile bieten. Zusätzlich können durch die Nutzung dieses Tests bedeutsame Kosten für das Gesundheitssystem eingespart werden“, ergänzt Beige. Schwere Verläufe von COVID-19 fordern täglich immer noch über 100 Todesopfer in Deutschland und führen bei noch mehr Patienten zu erheblichen Gesundheitsschäden, wie z. B. „Long COVID“.
Derzeit nur Selbstzahlern zugänglich
Mit dem Proteom-Test steht weltweit erstmals ein Urintest zur Verfügung, der den schweren COVID-19-Verlauf ab dem Tag „0“ nach COVID-19-Diagnose vorhersagen kann. Es ist der einzige Test, der in einer prospektiven Studie eine Genauigkeit der Prognose von über 80% auf den Endpunkt Tod hin belegt. Damit ist die Möglichkeit zu gezielter, personalisierter Therapie gegeben, denn viele Therapeutika zur Behandlung von COVID-19 wirken vor allem in der Frühphase, wenn normalerweise noch keine Prognose über den weiteren Krankheitsverlauf möglich ist. Die frühe Verordnung von Medikamenten zur Vermeidung eines schweren COVID-19-Verlaufes ist aber oft nicht ohne Nebenwirkungen, wie z. B. bei dem antiviral wirksamen Nirmatrelvir. Ohne eindeutige Symptome in den ersten Tagen ist keine sichere Therapiesteuerung zu erwarten. Mögliche Folge bleiben nach wie vor potentiell vermeidbare schwere COVID-19-Verläufe mit tödlichen Auswirkungen. Der zugelassene Proteom-Test ist derzeit nur Selbstzahlern zugänglich.
Die jetzt publizierte klinische Studie zeigt anhand von Modellrechnungen auch, dass die Anwendung des Proteom-Tests erhebliche Kosteneinsparungen für das Gesundheitssystem zur Folge haben und letztlich zu einer bedeutsamen Reduktion der Mortalität führen könnte. So hätten mit einer Proteom-gesteuerten Therapie bei den über 1.000 Studienpatienten ca. 1,5 Mio € Kosten für den Aufwand an stationärer und intensivmedizinischer Therapie gespart werden können.
Pressemitteilung Klinikum St. Georg, Leipzig, mosaiques diagnostics and Therapeutics AG, Hannover, KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation, Neu-Isenburg, 1.9.2022
Staessen JA et al.; Lancet Digit Health. 2022 Aug 31:S2589-7500(22)00150-9 (DOI 10.1016/S2589-7500(22)00150-9).