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Psychische Erkrankung

Lancet-Kommission fordert das Ende von Stigmatisierung und Diskriminierung

13.10.2022

Maßnahmen, die die Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen mit psychischen Krankheiten weltweit beenden werden von der „Lancet Commission on Ending Stigma in Mental Health“ (LCS) gefordert. Die LCS haben konkrete Vorschläge an unterschiedliche Rezipienten formuliert.

Entsprechend des neuesten „World Mental Health Report” der WHO lebt weltweit etwa jeder achte Mensch mit einer psychischen Erkrankung. Trotz dieser hohen Prävalenz sind Stigmatisierung und Diskriminierung im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit noch immer weit verbreitet. Betroffene werden oft sozial ausgegrenzt, was zu Problemen beim Zugang zu medizinischer Versorgung, Herausforderungen im beruflichen Umfeld und einer erhöhten Wahrscheinlichkeit gesundheitlicher Komplikationen führen kann. Die „Lancet Commission on Ending Stigma and Discrimination in Mental Health“ (LCS) fordert aktuell Maßnahmen, um diese Stigmatisierung und Diskriminierung weltweit zu beenden.

An der Lancet-Kommission beteiligen sich Menschen aus der ganzen Welt, darunter Prof. Dr. Nicolas Rüsch, Universität Ulm, und andere renommierte Wissenschaftler, genauso wie Psychiatrie-Erfahrene, die selbst eine psychische Erkrankung überwunden und Stigma selbst erlebt haben. Rüsch, der besonders an den Themen Stigmafolgen sowie Stigma & Medien mitwirkte, stellte in einer Pressemitteilung des Universitätsklinikums Ulm fest: „Der ausführliche Bericht der LCS befasst sich mit den Folgen von Stigmatisierung und Diskriminierung ebenso wie mit Interventionen sowie wichtigen Teilaspekten, wie beispielsweise mit der Rolle der Medien und interkulturellen Aspekten“.

Die Kommission fordert, evidenzbasierte Strategien zu implementieren, um die Stigmatisierung und Diskriminierung im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen zu beseitigen. Die wesentliche Strategie, um Vorurteile in der Öffentlichkeit abzubauen, besteht im Kontakt zwischen Menschen mit und ohne Erfahrung psychischer Erkrankung. Die Empfehlungen der LCS richten sich dabei an viele Interessengruppen – darunter Regierungen, internationale Organisationen, Schulen, öffentliche und private Arbeitgeber sowie Beschäftigte im Gesundheitswesen und ihre Organisationen. Für jede Gruppe wurden spezifische Empfehlungen festgelegt:

  • Regierungen und internationale Organisationen empfiehlt die Kommission, Richtlinien herauszugeben und umzusetzen, die darauf abzielen, Stigmatisierung und Diskriminierung zu reduzieren und zu beenden. Insbesondere wird empfohlen, dass alle Länder Maßnahmen ergreifen, um Suizid zu entkriminalisieren und so das mit Suizidalität verbundene Stigma zu verringern.
  • Arbeitgeber sollten evidenzbasierte Maßnahmen ergreifen, um den uneingeschränkten Zugang zu Bildungsmöglichkeiten, Arbeitsbeteiligung und Programmen zur Rückkehr an den Arbeitsplatz für Menschen mit psychischen Erkrankungen zu fördern.
  • Gesundheits- und Sozialdienstleister sollten ihren Mitarbeitern obligatorische Schulungen zu den Bedürfnissen und Rechten von Menschen mit psychischen Erkrankungen anbieten. Diese sollten gemeinsam mit Betroffenen durchgeführt werden.
  • Lehrpläne in Schulen sollten Unterrichtseinheiten für Schüler zu evidenzbasierten Interventionen enthalten, um das Verständnis psychischer Erkrankungen zu verbessern.
  • Medien sollten systematisch stigmatisierende Inhalte von ihren Plattformen entfernen sowie Grundsatzerklärungen und Aktionspläne herausgeben, wie sie die psychische Gesundheit aktiv fördern und konsequent zur Verringerung von Stigmatisierung und Diskriminierung beitragen können.

Pressemitteilung Universitätsklinikum Ulm, Oktober 2022
Thornicroft G et al.; The Lancet Commission on ending stigma and discrimination in mental health. Lancet. 2022 Oct 7:S0140-6736(22)01470-2 (DOI 10.1016/S0140-6736(22)01470-2).

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