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Psychiatrie

Dauer-Grübeln und Stress erhöhen Demenzrisiko

21.4.2025

Voraussichtlich wird sich die Prävalenz der Demenz in den nächsten 20 Jahren verdoppeln. Während bekannte Risikofaktoren wie Rauchen, Bewegungsmangel oder soziale Isolation bereits adressiert werden, rückt zunehmend die Bedeutung psychologischer Faktoren in den Fokus der Forschung. Eine paneuropäische Studie hat jetzt untersucht, ob sich psychologische Merkmale zu bestimmten Risikoprofilen gruppieren lassen und wie diese mit mentaler Gesundheit, kognitivem Abbau und Hirnveränderungen assoziiert sind. Insbesondere wurden Risikofaktoren wie repetitive negative Gedanken („Grübeln“) und Schutzfaktoren wie Lebenssinn oder Achtsamkeit betrachtet.

Die Ergebnisse zeigen, dass psychologische Faktoren nicht nur Begleiterscheinungen, sondern auch potentielle Treiber kognitiven Abbaus sein können. Besonders wiederholtes negatives Denken und emotionale Belastung erhöhen das Demenzrisiko, während ein klarer Lebenssinn, Achtsamkeit und Selbstreflexion schützend wirken können.

Die Querschnittsuntersuchung basierte auf zwei unabhängigen Kohorten mit insgesamt über 1 100 kognitiv gesunden Erwachsenen mittleren und höheren Alters. Mittels latenter Profilanalyse wurde nach psychologischen Muster gesucht. Anschließend wurden Zusammenhänge zwischen diesen Profilen und verschiedenen Gesundheitsparametern wie Angst, Depression, kognitiver Leistungsfähigkeit und Gehirnstruktur analysiert. Es konnten drei psychologische Profile identifiziert:  

  1. „geringe Schutzeigenschaften“: Probanden und Probandinnen dieses Profils zeigten sich wenig zielstrebig und offen für Neues. Zudem war ihre Bereitschaft zu einer gesunden Lebensweise gering. Diese Gruppe wies eine schlechtere kognitive Leistung auf, insbesondere im höheren Alter. Im mittleren Alter war die Ausdünnung der grauen Substanz beschleunigt. Dieses Profil hat das höchste Demenzrisiko.
  2. „Hohes Risiko-Profil“: Personen, bei denen Eigenschaften wie Grübeln, Stressanfälligkeit und negative Gedanken ausgeprägt waren. Sie litten häufiger unter Depressionen, Angststörungen, Schlafproblemen und sozialer Isolation. Ihr Demenzrisiko ist erhöht, allerdings geringer als in Profil 1.
  3. „Gut ausbalanciertes Profil“: Diese Gruppe hatte sowohl moderate Schutz- als auch niedrige Risikofaktoren. Sie waren z. B. wenig stressanfällig und offen für Neues. In allen getesteten Bereichen erzielten sie die besten Werte: mentale Gesundheit, Kognition und Gehirnstruktur.

Die Langzeitbeobachtungen ergaben auch, dass insbesondere die „gering schützende“ Gruppe stärkere Hirnatrophien in Alzheimer-typischen Regionen zeigte. Die „hohes Risiko“-Gruppe wies vermehrt psychische Symptome auf, jedoch ohne signifikante Unterschiede in der Hirnstruktur.

Hieraus folgende Empfehlungen

  • Reduktion von Grübeln: Psychotherapeutische Interventionen wie kognitive Verhaltenstherapie oder Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) können helfen, negative Denkmuster zu durchbrechen.  
  • Förderung eines Lebenssinns: Soziale Aktivitäten, ehrenamtliche Tätigkeiten oder persönliche Projekte können die psychische Resilienz stärken.  
  • Achtsamkeitstraining: Meditation und Achtsamkeitsbasierte Ansätze (z. B. MBSR) können helfen, stressbedingten kognitiven Abbau zu minimieren.  
  • Gesunde Lebensweise: Regelmäßige Bewegung, kognitive Stimulation und eine mediterrane Ernährung tragen zusätzlich zur Demenzprävention bei.  

Patientinnen und Patienten mit psychologischen Profilen, die mit erhöhtem kognitivem Altern und Demenzrisiko verknüpft sind, z. B. besonders bei chronischem Grübeln oder hoher emotionaler Belastung, sollten frühzeitig psychologische Unterstützung erhalten. Ein ganzheitlicher Ansatz, der psychologische und Lebensstilfaktoren integriert, könnte dazu beitragen, die Demenzprävalenz langfristig zu senken.

David Bartrés-Faz et al.: Psychological profiles associated with mental, cognitive and brain health in middle-aged and older adults. Nat. Mental Health. 2025;3:92-103 (DOI 10.1038/s44220-024-00361-8).

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