- Anzeige -
News

Psychiatrie

ASS und ADHS: Eltern oft ebenfalls psychisch krank

13.9.2022

Ob es einen Zusammenhang zwischen Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) und/oder einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gibt, wurde jetzt in einer großen Studie in Taiwan untersucht. Die Ergebnisse zeigen ein hohes Diagnoserisiko psychiatrischer Störungen der Eltern.

ADHS-Patienten versorgende Ärzte können anekdotisch über schwerwiegende psychiatrische Störungen von Eltern mit Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) und/oder einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) berichten, in Studien wurde dies jedoch nur selten untersucht. Eine große Studie aus Taiwan hat jetzt die Unterschiede des elterlichen Risikos von schweren psychiatrischen Störungen untersucht, die Kinder mit reiner ASS, mit alleiniger ADHS resp. einer Kombination beider Erkrankungen haben. Die Ergebnisse zeigen ein hohes Diagnoserisiko psychiatrischer Störungen der Eltern, allerdings unterschiedlich je nach ASS, ADHS oder Doppeldiagnose bei den Kindern.

In die Studie wurden zwischen 2001 und 2011 132.624 Patienten mit ASS oder ADHS und im Verhältnis 1:10 passende Kontrollpersonen für Alter, Geschlecht und Demografie aus der National Health Insurance Database of Taiwan (nhird.nhri.org.tw) eingeschlossen. Mittels Poisson-Regressionsmodell wurde das Risiko für fünf schwere psychiatrische Störungen bei den Eltern der Patienten im Vergleich zu denen der Kontrollgruppe untersucht, darunter Schizophrenie, bipolare Störung, schwere depressive Störung, Alkoholismus und Substanzgebrauchsstörung. Die Patienten wurden in die Gruppen „nur Autismus-Spektrum-Störung“, „Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung“ und „Doppeldiagnose“ eingeteilt.

Besondere Rolle der Schizophrenie

Es zeigte sich, dass die Eltern von Kindern mit nur ADHS und Doppeldiagnose eine höhere Wahrscheinlichkeit der Diagnose einer Schizophrenie hatten (ADHS: Odds Ratio 1,48 [95%-Konfidenzintervall 1,39-1,57]; dual: OR 1,79 [95%-KI 1,45-1,20]), einer Bipolaren Störung (ADHS: OR 1,91 [95%-KI 1,82-2,01]; dual: OR 1,81 [95%-KI 1,51-2,17]), einer Major Depression (ADHS: OR 1,94 [95%-KI 1,89-2,00]; dual: OR 1,99 [95%-KI 1,81-2,20]), einer Alkoholkrankheit (ADHS: OR 1,39 [95%-KI 1,33-1,45]; dual: OR 1,20 [95%-KI 1,01-1,42]) und einer Substanzgebrauchsstörung (ADHS: OR 1,66 [95%-KI 1,59-1,73] ; dual: OR 1,34 [95%-KI 1,13-1,58]) als die Eltern der Kontrollgruppe. Im Vergleich dazu hatten die Eltern von Kindern mit nur ASS eine höhere Wahrscheinlichkeit der Diagnose einer Schizophrenie (OR 1,77 [95%-KI 1,46-2,15]) und einer schweren depressiven Störung (OR 1,45 [95%-KI 1,32-1,61]) sowie eine geringere Wahrscheinlichkeit, mit Alkoholsucht (OR 0,68 [95%-KI 0,55-0,84]) diagnostiziert zu werden als Eltern aus der Kontrollgruppe.

Die taiwanesischen Wissenschaftler betonen, dass diese Ergebnisse sicher Auswirkungen auf die klinische Versorgungspraxis und die zukünftige genetische Forschung haben werden.

Hsu TW et al.; Aust N Z J Psychiatry. 2022 Jul 5:48674221108897 (DOI 10.1177/00048674221108897).

No items found.
Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt