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Borderline-Persönlichkeitsstörungen

Nur ADHS-Medikamente mit antisuizidaler Wirkung bei BPS

30.11.2023

Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) leiden unter einem hohen Suizidrisiko. Viele BPS-Patienten werden pharmakotherapeutisch behandelt, doch bislang war nur wenig über die antisuizidale Wirksamkeit der Arzneimittel bekannt, die bei BPS zum Einsatz kommen.

Die Lebenszeitprävalenz für Suizidideationen (Gedanken und Vorstellungen zum eigenen Tod, Abwägen und Planen eines Suizides) wird bei Patienten mit einer BPS auf bis zu 94 % geschätzt.

Mehr als die Hälfte der in die stationäre Akutpsychiatrie eingewiesenen Patienten ist mit BPS diagnostiziert und ungefähr 5 bis 10 % der Patienten mit BPS versterben wahrscheinlich im Zuge eines Suizidversuchs. Obwohl Psychopharmaka bei einer BPS häufig zum Einsatz kommen, war über ihre antisuizidale Wirkung bislang nur wenig bekannt. Allerdings wurden in randomisierten klinischen Studien Patienten mit schwerem suizidalem Verhalten in der Regel ausgeschlossen und zudem waren Suizidereignisse bei den zeitlich auf kurze Nachsorgezeiträume beschränkten Studien vergleichsweise selten.

In einer schwedischen Kohortenstudie wurden daher mithilfe der landesweiten Registerdatenbank bei insgesamt 22 061 Patienten mit BPS Behandlungs- und Follow-up-Daten über einen Zeitraum von 16 Jahren (mittleres Follow-up von 6,9 Jahren) ausgewertet und einer vergleichenden Analyse unterzogen, was die potenziell antisuizidale Wirksamkeit pharmakotherapeutischer Interventionen betraf.

Suizidrisiko unter Benzodiazepinen am meisten erhöht

Das mittlere Alter der Patienten betrug 29,2 Jahre, die überwiegende Mehrheit der Betroffenen war weiblichen Geschlechts (84 %) und in Schweden geboren (87,7 %). Insgesamt ließen sich 8 513 stationäre Einweisungen nachvollziehen, die aufgrund eines versuchten Suizides erfolgt waren, sowie 316 vollendete Suizide.

Zu den häufigsten dokumentierten psychiatrischen Begleitdiagnosen gehörten Substanzmissbrauch (33,7 %), Depression (56,6 %), Angststörung (71,4 %) und Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperakti­vitätsstörung (ADHS) mit 17,2 %. Zudem hatten 32,4 % der Patienten bereits einen früheren ­Suizidversuch hinter sich. Die statistische Aufarbeitung der pharmako­therapeutischen Maßnahmen zu ­irgendeinem Zeitpunkt der Nachsorge ergab die Verabreichung von Antidepressiva (81,5 %), Benzodiazepinen (56 %), Antipsychotika (41,1 %), Stimmungsstabilisierern (31,7 %) sowie ADHS-­Therapeutika (24,4 %).

Ein statistisch signifikanter Effekt auf das Risiko für einen versuchten oder vollendeten Suizid gegenüber keiner Arzneimittelintervention ergab sich nur für den Einsatz von ADHS-Medikamenten (Hazard Ratio [HR] 0,83; 95%-Konfidenzintervall 0,73–0,95; p = 0,001). Dagegen war der Einsatz von Antidepressiva (HR 1,38), Antipsychotika (HR 1,18) und Benzodiazepinen (HR 1,61) mit einem signifikant erhöhten Suizidrisiko assoziiert (jeweils p < 0,001).

Das am häufigsten angewandte ADHS-Medikament in der untersuchten Population war Methylphenidat (18,8 %).

Lieslehto J et al., JAMA Network Open 2023; 6: e2317130

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