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Post-COVID

Persistierende Kopfschmerzen nach COVID-19-Erkrankung häufig

27.7.2022

SARS-CoV-2 kann die Entstehung von täglich auftretenden, andauernden Kopfschmerzen („new daily persistent headache“, NDPH) triggern, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). Experten warnen vor analgetikainduzierten Kopfschmerzen, die zu einer Chronifizierung führen.

Kopfschmerzen sind ein häufiges Begleitsymptom von systemischen Viruserkrankungen. Die Internationale Klassifikation der Kopfschmerzerkrankungen hat diesen Kopfschmerztyp als Subtyp von sekundären Kopfschmerzen, die in Folge „systemisch viraler Infektionen“ akut oder chronisch auftreten, aufgenommen (ICHD-3, 9.2.2, ohne Meningitis oder Enzephalitis).

Auch Kopfschmerzen, die bei einer akuten COVID-19-Erkrankung auftreten, zählen zu diesem Krankheitsbild - allerdings gibt es eine Besonderheit: Meistens entwickeln sich Kopfschmerzen in Folge einer viralen Infektion parallel zur Virusinfektion: Verschlechtert sich der klinische Status der Betroffenen, beispielsweise zu Beginn eines grippalen Infekts, nehmen die Kopfschmerzen zu und im Verlauf des Genesungsprozesses gehen die Kopfschmerzen dann wieder zurück. Wer den Infekt überstanden hat, ist in der Regel frei von Kopfschmerzen. Nicht so bei Kopfschmerzen, die im Zusammenhang mit einer akuten COVID-19-Erkrankung auftreten. Wie ein aktuelles Review in der Fachzeitschrift „Headache“ aufführt, persistieren die Kopfschmerzen bei bis zu 45% der Menschen auch nach der COVID-19-Akuterkrankung. 60 Tage nach der akuten Viruserkrankung litten immerhin noch 16,5% an den Kopfschmerzen, nach 90 Tagen noch 10,6% und nach einem halben Jahr 8,4%.

„Angesichts der hohen Infektionszahlen und mittlerweile über 30 Mio. Menschen in Deutschland, die sich bisher mit SARS-CoV-2 infiziert haben, ist die absolute Zahl der Menschen, deren Leben durch Kopfschmerzen in Folge von COVID-19 längerfristig beeinträchtigt ist, sehr hoch“, erklärt Prof. Dr. Hans-Christoph Diener (Essen), Pressesprecher der DGN.

Weibliches Geschlecht als Risikofaktor

Hinzu kommt, dass auch der individuelle Leidensdruck enorm ist. Die erwähnte Übersichtsarbeit zeigt weiter auf, dass 61% derer, die von „Long-/oder Post-COVID-Kopfschmerzen“ betroffen sind, täglich Kopfschmerzen haben. „Offensichtlich ist SARS-CoV-2 ein Trigger für sogenannte neue täglich auftretende, andauernde Kopfschmerzen („new daily persistent headache“, NDPH), ein Phänomen, das wir bisher vor allem von Viren der Herpes-Familie kennen“, so der Essener Kopfschmerzexperte. Risikofaktoren für NDPH in Folge einer COVID-19-Erkrankung scheinen weibliches Geschlecht, Kopfschmerzen als ersten COVID-19-Symptom, ein eher schlechtes Ansprechen auf die Schmerzmedikation und vorbestehende Kopfschmerzkrankheiten zu sein.

Eine gewisse Herausforderung stellt die Therapie dar. Zwar wirken herkömmliche, frei verkäufliche Kopfschmerzmittel relativ gut bei COVID-19-assoziierten Kopfschmerzen, zumindest wurde das für die Akutphase der Viruserkrankungen beschrieben, sie sind aber aus zwei Gründen problematisch: Zum einen ist bekannt, dass SARS-CoV-2 auch direkt die Nieren angreift, weshalb man zumindest mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) vorsichtig sein sollte, da diese Präparate bei längerer Einnahme in seltenen Fällen nephrotoxisch wirken können. Die zweite Gefahr ist, dass bei täglichen Kopfschmerzen über einen längeren Zeitraum, so wie sie bei vielen Long-/Post-COVID-Betroffenen auftreten, die tägliche Einnahme von Schmerztabletten zur Normalität wird. Und dabei selber Kopfschmerzen auslösen können, was zu einem Teufelskreis der Chronifizierung führt. Von einem „Medication Overuse Headache“ (MOH) ist bereits auszugehen, wenn an über 15 Tagen pro Monat Kopfschmerzen auftreten und diese über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten mit einem oder mehreren Schmerzmedikamenten behandelt werden.

Pressemitteilung Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN), Juli 2022
Sampaio Rocha-Filho PA: Headache. 2022 Jun;62(6):650-656 (DOI 10.1111/head.14319).

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