Die von Wissenschaftlern der Universität Würzburg gekürte Arzneipflanze des Jahres 2024 heißt Blutwurz (Potentilla erecta), deren medizinische Anwendungsgebiete von unspezifischen, akuten Durchfallerkrankungen bis hin zu leichten Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum reichen (entsprechend Kommission E-Monographie BGA/BfArM).
Blutwurz (Potentilla erecta), (C) Marion Kaden, Berlin, 2016
Die Blutwurz blüht recht unscheinbar an Wald- und Wiesenrändern, doch ihr Wurzelstock unter der Erde hat es in sich: „Blutwurz ist eine Pflanze mit einem sehr hohen Gehalt an Gerbstoffen“, sagt Dr. rer. nat. Nicole Armbrüster, Geschäftsfeldleiterin Pflanzliche Arzneimittel, beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI).
Anders als der Name vermuten lässt, blüht Blutwurz nicht etwa rot: Die Pflanze lässt sich an kleinen gelben Blütenblättern erkennen – und davon hat sie nur 4, statt wie üblich 5. „Für die therapeutische Verwendung sind jedoch nicht die Blüten der Blutwurz interessant, sondern die Wurzeln beziehungsweise der Wurzelstock“, sagt Armbrüster. Rupft man ihn aus der Erde und schneidet ihn an, tritt roter Saft heraus – daher der Name der Arzneipflanze. Tatsächlich wurde Blutwurz in der Volksmedizin auch zur Blutstillung verwendet.
Heutzutage setzt die wissenschaftliche Pflanzenheilkunde vor allem auf 2 Anwendungsgebiete: Innerlich kann Blutwurz bei leichtem Durchfall und äußerlich als Gurgelmittel oder Mundwasser bei milden Entzündungen des Mund- und Rachenraums helfen. Der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg hat die Blutwurz nun als Arzneipflanze des Jahres 2024 gekürt.
„Die heilenden Effekte der Blutwurz – auch Tormentill oder Aufrechtes Fingerkraut genannt - sind vor allem auf die Gerbstoffe zurückzuführen. Der Wurzelstock enthält bis zu 22 Prozent Gerbstoffe, so viel wie kaum eine andere Pflanze. Gerbstoffe haben eine zusammenziehende und austrocknende Wirkung. In der Folge verdichtet sich die Haut und es entsteht eine Schutzschicht, die das Eindringen von Keimen verhindert“, erklärt Armbrüster. „Blutwurz ist außerdem für seine entzündungshemmende und zugleich stopfende Wirkung bei Durchfall bekannt und findet unter anderem als Tee, Tinktur oder alkoholischer Extrakt in Mundspüllösungen Verwendung“, so die Heilpflanzenexpertin weiter.
Pressemitteilung „Arzneipflanze des Jahres 2024: Blutwurz“. Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI), Berlin, 16.1.2024 (https://www.bpi.de/nachrichten/detail/arzneipflanze-des-jahres-2024-blutwurz).
Monographie BGA/BfArM (Kommission E): Tormentillae rhizoma (Tormentillwurzelstock). Bundesanzeiger: 5.5.1988, Heftnummer 85 (https://www.heilpflanzen-welt.de/Tormentillae-rhizoma-Tormentillwurzelstock/).