Die Relevanz der chronisch-wiederkehrenden aktinischen Keratose (AK) ergibt sich aus dem Risiko des Übergangs in ein invasives Plattenepithelkarzinom (PEK), erinnerte Prof. Dr. Thomas Dirschka (Wuppertal).
Die steigende Prävalenz in Europa (ca. 38 % aller Erwachsenen) macht sie zu einer der häufigsten Dermatosen im dermatologischen Alltag mit hoher Morbidität. Heilung als Behandlungsziel ist vor dem Hintergrund des chronischen Charakters der Erkrankung nicht möglich, die Langzeitkontrolle allerdings schon. Diese erfordert, so Dirschka, regelmäßige Kontrollen und wiederholte, feldgerichtete Behandlungen, um den Übergang in ein invasives PEK zu verhindern.
Die Datenlage für zuverlässige prognostische Faktoren des Übergangs einer AK in ein PEK ist nicht ausreichend. Einige Faktoren können jedoch auf das Risiko eines invasiven Tumorwachstums hinweisen: unter anderem Immunsuppression, Therapieresistenz bei der AK-Behandlung und Feldkanzerisierung. Entscheidend dabei ist jedoch das Proliferationsverhalten, nicht die histologische Klassifikation. Als diagnostischen Praxistipp bei therapierefraktärem AK (zumeist Pro-Grad III) nannte Dirschka Schmerzen beim Reiben an den Läsionen. Hinsichtlich der auch in der aktuellen Leitlinie aufgeführten diagnostischen Verfahren hob er die konfokale Line-Field(LC)-OCT hervor, mit der proliferierende AKs gut visualisiert werden können.
Die vielen Therapiemöglichkeiten bei AK (primär läsionsgerichtete oder primär feldgerichtete Verfahren) sind eine erfreuliche Luxussituation, sagte PD Dr. Markus Heppt (Erlangen). Die photodynamische Therapie (PDT) hat bei diesen Verfahren eine Sonderstellung, da hierbei ein prozedurales Verfahren mit einem topisch-medikamentösen Verfahren kombiniert wird. Auch hinsichtlich Behandlungsdauer und Therapieadhärenz zeigt sich für die PDT, neben einigen anderen Verfahren, ein klarer Vorteil (Behandlungsdauer < 1 Woche). Denn: Nicht nur in der Praxis, so Heppt, muss eine AK-Therapie relativ schnell gehen, einfach durchführbar und gut aufklärbar sein. Deshalb wird die PDT in seiner Klinik gerne durchgeführt, auch zunehmend als Tageslicht-PDT. Heppt beschreibt die PDT als ein grundsätzlich sehr gutes Spezifikum, das – mit hoher Evidenz – ideal für eine Kombinationstherapie geeignet ist, u. a. mit primär läsionsgerichteten Interventionen (z. B. ablativer Laserung), mit Microneedling, mit anderen Topika oder sequenziell mit anderen läsionsgerichteten Verfahren (z. B. der Kryotherapie). Sein klares Resümee: „Kombinieren Sie die PDT, da dies das therapeutische Profil der einzelnen Ansätze synergistisch verbreitert“.
Auch für die (Kassenarzt-)Praxis steht die hoch- und nachhaltig wirksame PDT, so Prof. Dr. Hjalmar Kurzen (Freising), im Mittelpunkt der therapeutischen Optionen bei AK. Er betonte zusätzlich die verschiedenen Möglichkeiten der PDT-Wirkungsverstärkung durch die Vorbehandlung mit z. B. 5 % 5-FU Creme, Calcipotriol-Creme (off-label), oraler Hochdosis-Vitamin-D-Gabe oder fraktioniertem Laser.
*Fortbildungsworkshop „Neuigkeiten rund um die Photodynamische Therapie“ (Veranstalter:Agentur Herzberg // Biofrontera Pharma GmbH), München, März 2023
*Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe,AWMF), Aktinische Keratose und Plattenepithelkarzinom der Haut, Langversion2.0, 2022; AWMF-Registernummer: 032/022OL