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Pandemie

Spürhunde erkennen Patienten mit Post-COVID

17.6.2022

Hunde, die mit den Proben von SARS-CoV-2-positiven Personen trainiert wurden, können auch Proben von Post-COVID-Patienten erkennen. Das wurde nach einer Pilotstudie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) klar. Spannend ist der Rückschluss.

Die Hunde riechen nicht die Viren selbst, sondern flüchtige organische Verbindungen, die bei einer Virusinfektion durch Stoffwechselvorgänge entstehen. Dies könnte auf eine persistierende Infektion oder andere lang andauernde metabolische Veränderungen bei Post-COVID-Patienten hindeuten. Frühere Forschungen haben bereits gezeigt, dass Hunde in der Lage sind, Menschen mit akuter SARS-CoV-2-Infektion hoch genau zu erkennen (DOI 10.1136/bmjgh-2021-008024). Bei der aktuellen Studie wurden Hunde verwendet, die zuvor darauf trainiert wurden, Proben von akuten COVID-19-Patienten zu erkennen.

In zwei Testszenarien wurden sie dann mit Proben von Post-COVID-Patienten konfrontiert. Wenn ihnen die Post-COVID-Proben im Vergleich zu Negativkontrollproben gesunder Personen präsentiert wurden, zeigten sie diese mit hoher Sensitivität an. Dagegen zeigten die Hunde Vergleichsproben von akuten COVID-19-Patienten eher als positiv an als Post-COVID-Proben. Im Testszenario I (akute SARS-CoV-2-Proben versus Post-COVID-Proben) erreichten Hunde für die akute SARS-CoV-2-Infektion eine mittlere Sensitivität von 86,7% und eine Spezifität von 95,8%. Wurden die Hunde für Szenario IIa mit Post-COVID und negativen Kontrollproben konfrontiert, erreichten die Hunde für Long-COVID-Proben eine mittlere Sensitivität von 94,4% und eine Spezifität von 96,1%. Im Vergleich dazu: Hunde, mit denen akute SARS-CoV-2-Proben mit negativen Kontrollproben verglichen (Szenario IIb) wurden, zeigten eine mittlere Sensitivität von 86,9% und eine Spezifität von 88,1%.

Die Ergebnisse unterstützen die Hypothese, so die Forscher, dass flüchtige organische Verbindungen (Volatile Organic Compounds, VOC) nach der Erstinfektion langfristig auch bei Post-COVID-19-Patienten vorhanden sind. VOC werden von SARS-CoV-2-infizierten Körperzellen im Verlauf dieser komplexen Krankheit freigesetzt. „Basierend auf diesen Ergebnissen denken wir, dass weitere Studien mit medizinischen Spürhunden zur Pathophysiologie von Long-COVID die Zusammensetzung und den zeitlichen Verlauf spezifischer VOC-Muster miteinschließen sollten“, sagt Prof. Dr. Holger Volk (Hannover), Leiter der Klinik für Kleintiere der TiHo.

Den im Vergleich zum Menschen um drei Größenordnungen höheren Geruchssinn von Hunden nicht nur bei z.B. der Hochdurchsatzidentifikation von SARS-CoV-2-Infizierten auf Flughäfen einzusetzen, sondern bei der Erforschung der (Long-)COVID-19-Pathophysiologie, ist eine faszinierende Möglichkeit, sagt Dr. Claudia Schulz (Hannover), Tierärztin und Virologin an der TiHo: „Mich fasziniert an medizinischen Spürhunden, dass sie außergewöhnliche diagnostische Fähigkeiten besitzen. Neben akuten SARS-CoV-2-Infektionen können sie auch Post-COVID-19-Erkrankungen detektieren ‒ nachdem herkömmliche Nachweissysteme wie PCR und Antikörpertests keine Aussagen mehr über die Ursache einer Erkrankung treffen können. Post-COVID-Patienten stellen in der Regel kein Infektionsrisiko mehr dar, jedoch ermöglicht die Diagnose eine optimierte Behandlung der Patienten und eröffnet neue Möglichkeiten, diese komplexe Viruserkrankung zukünftig besser verstehen zu können.“

Pressemitteilung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Juni 2022
Twele F et al., Front Med 2022 Jun 16; 9(article 877259): 1‒8, DOI 10.3389/fmed.2022.877259

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