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Onkologie

Wichtige komplementärmedizinische Methoden in der Übersicht

24.1.2023

Die S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen“ enthält jetzt zusätzlich eine kurze Übersichtsliste mit den zentralen Empfehlungen und entsprechende Einordnung in die Evidenz. So muss nicht jeder Interessierte die 630 Seiten lange Leitlinie komplett lesen.

Der Autorengruppe um die Erstautorin Prof. Dr. Jutta Hübner (Jena) ist es in ihrem Review wichtig, „Alternative Medizin“ von „Komplementärer Medizin“ zu unterscheiden: Alternative Medizin ist gekennzeichnet durch den Einsatz nichtevidenzbasierter Methoden oder von Methoden mit einem höheren Schaden- als Nutzenpotenzial anstelle von oder auch parallel zur konventionellen Therapie. Die komplementäre Medizin umfasst hingegen begleitende und ergänzende Methoden, die parallel oder nach der konventionellen Medizin eingesetzt werden. Ausgewählte komplementäre Methoden können vor allem mit dem Ziel der Verbesserung der Lebensqualität und der Verminderung von Nebenwirkungen eingesetzt werden.

Indirekt kann komplementäre Medizin beispielsweise über eine bessere Therapieverträglichkeit zu einer Verbesserung der Therapieerfolge und der Prognose beitragen, wissenschaftliche Daten gibt es dazu aber bisher nicht. Für körperliche Aktivität gibt es hingegen eine umfassende positive Datenlage in Bezug auf das Überleben, die Lebensqualität und die supportive Therapie. Für die meisten anderen Methoden ist die Evidenz eher gering. In der Abwägung von Nutzen und Risiken wurde deshalb insbesondere bei den substanzgebundenen Methoden in der zitierten Leitlinie häufiger eine negative Empfehlung ausgesprochen. Ausnahmen bilden drei Mikronährstoffe (Vitamin B12, Vitamin D und Selen), da selbst bei einer ausgewogenen Ernährung Mangelerscheinungen möglich sind. Deshalb werden für diese routinemäßige Spiegelbestimmungen empfohlen.

Bessere Adhärenz bei der eigentlichen Tumortherapie

Grundsätzlich ist Komplementäre Medizin also evidenzbasierte Medizin und erfordert deshalb den Wirksamkeitsnachweis über klinische Studien ebenso wie eine auf Evidenzen gestützte Abwägung von Chancen und Risiken für eine individuelle Indikationsstellung. Neben den erwähnten Chancen der komplementären Medizin bei der Verbesserung von Nebenwirkungen der Tumortherapie oder der Lebensqualität durch unmittelbare körperliche/biologische Wirkungen, ergeben sich aber auch psychologische Effekte über die Stärkung der Patientenautonomie. Dies kann zu einer besseren Adhärenz für die eigentliche Tumortherapie führen. Die Risiken der komplementären Medizin liegen in Nebenwirkungen von eingenommenen Substanzen, möglichen Wechselwirkungen mit der Tumor- und supportiven Therapie, aber auch in den finanziellen und zeitlichen Investitionen der Patienten und ihrer Angehörigen.

Die erhöhte Patientenautonomie, die Patienten zur selbstständigen Durchführung von Methoden der komplementären Medizin in Eigenverantwortung führt, trifft ein zentrales Bedürfnis vieler Krebspatienten. Letztlich ist die Möglichkeit für Patienten, selbst aktiv zu werden, die wesentliche Chance der komplementären Medizin. Deshalb sollten Ärzte die Frage von Patienten „Was kann ich selbst tun?“ immer wertschätzend und evidenzbasiert beantworten, betonen die Autoren. Ein Beispiel für die Verbindung von oft gewünschtem „Selbertun“ und komplementärer Methode ist die eigenständige s.c.-Injektion von Mistelgesamtextrakt, die bei Patienten mit soliden Tumoren zur Verbesserung der Lebensqualität erwogen werden kann.

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