Postmenopausale Frauen mit Krebs berichten von einem stärkeren Rückgang ihrer körperlichen Funktionsfähigkeit als gleichalte Frauen ohne Krebs, zeigen jetzt in JAMA Oncology veröffentliche Forschungsergebnisse. Es ist die bisher umfangreichste Studie zu Geschwindigkeit der körperlichen Funktion.
Die Forscher verwendeten Daten, die im Rahmen der Women’s Health Initiative (WHI) – einer wegweisenden, bereits 1991 gestarteten nationalen Langzeitgesundheitsstudie – gesammelt wurden sowie Daten aus der WHI-Studie „Life and Longevity After Cancer“ (LILAC). Verglichen wurde das Altern von 9.203 WHI-Studienteilnehmerinnen, bei denen Brust-, Darm-, Lungen- oder Endometriumkrebs diagnostiziert worden waren, mit 45.358 vergleichbaren Frauen aus der gleichen Kohorte, die keinen Krebs hatten. Analysiert wurden regelmäßig mit standardisierten Fragebögen zur körperlichen Funktion (Dimensionen: Aktivitätsniveau, körperliche Kraft, Selbstpflege) abgefragte WHI-Daten.
„Die Women’s Health Initiative ist eine einzigartige Ressource, weil sie seit Jahrzehnten Daten über Frauen sammelt“, sagt Dr. Cespedes Feliciano (Oakland), Erstautorin der Studie. „Das WHI-Projekt war zwar nicht darauf ausgelegt, Krebsüberlebende zu untersuchen. Aber die gesammelten Daten geben uns die Möglichkeit, die Auswirkungen von Krebs auf den Rückgang der körperlichen Funktion sowohl vor als auch nach ihrer Krebsdiagnose zu beurteilen und dies mit den entsprechenden Veränderungen im Zusammenhang mit normalem Altern bei Frauen ohne Krebs zu vergleichen“.
Die Studie zeigt, dass bei allen Krebsarten der Rückgang der körperlichen Funktion nach Beginn der Behandlung schneller als vor der Diagnose eintritt, wobei einige Unterschiede auch von Tumorlokalisation oder durchgeführten Therapien abhängen. Der ausgeprägteste Rückgang körperlicher Funktionen ist bei Frauen mit metastasiertem Lungen-, Gebärmutterschleimhaut- oder Darmkrebs zu beobachten. Diese Frauen berichten bereits vor der Krebsdiagnose über einen Rückgang ihrer körperlichen Funktionsfähigkeit. Bei Frauen mit bereits in die regionalen Lymphknoten gestreutem Brustkrebs kommt es fast viermal so häufig zu körperlichen Funktionsverlusten wie bei Frauen ohne Krebs. Bei Frauen mit lokalisiertem Brustkrebs treten die körperlichen Funktionseinbußen hingegen nur doppelt so häufig auf wie bei Frauen ohne Krebs. Bei Frauen mit Endometriumkarzinom ist der Rückgang bei Frauen, deren Behandlung eine Chemotherapie umfasste, ausgeprägter als bei Frauen, die nur Bestrahlung erhalten hatten. Die meisten Krebsüberlebenden haben, so die Analyse der US-Forscher, auch 5 Jahre nach der Diagnose noch ein körperliches Funktionsniveau, das unter dem von gleichaltrigen, krebsfreien Frauen liegt.
Cespedes Feliciano EM et al.: JAMA Oncol. 2023 Jan 19 (DOI 10.1001/jamaoncol.2022.6881).
Pressemitteilung Kaiser Permanente Division of Research, Januar 2023