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Onkologie

Musiktherapie-Evidenz durch Studienqualität beeinträchtigt

16.8.2023

Eine spanische Metaanalyse hat jetzt versucht, die verfügbaren Erkenntnisse aus systematischen Übersichtsarbeiten zu den Auswirkungen von musikbasierten Interventionen bei erwachsenen Krebspatienten herauszufiltern. Der Schluss der Arbeitsgruppe aus Sevilla: Trotz erheblicher methodischer Mängel bei vielen Studien könnte Musiktherapie eine interessante Therapieergänzung sein, um vor allem krebsbedingte Schmerzen, Fatigue und Krankheitslast zu reduzieren.

Für ihre Metaanalyse suchten die Forscher in den gängigen medizinbibliographischen Datenbanken bis inkl. November 2022 nach systematischen Übersichtsarbeiten zu Krebspatienten (jede Tumorentität) unter beliebigen Vergleichstherapien, bei denen auch Studienergebnisse zu krebsbedingten Schmerzen, tumorassoziierter Fatigue oder psychosozialen Symptomen erfasst worden waren. Bewertet wurden dabei die methodische Qualität der systematischen Übersichtsarbeiten und der Umfang der Informationen in den Kurzfassungen. Mit dem noch jungen, in Spanien häufiger verwendeten metaanalytischen Tool „Graphical Representation of Overlap for OVERviews“ (GROOVE, DOI 10.1002/jrsm.1557) wurde die Überlappung von Primärstudien zwischen den analysierten systematischen Übersichten untersucht.

Reduzierung von Schmerzen, Müdigkeit und Krankheitslast

Insgesamt konnten 13 systematische Übersichtsarbeiten mit über 9000 Teilnehmern eingeschlossen werden, die insgesamt 119 randomisierte Studien und 34 Metaanalysen zum Thema enthielten. Typische musikbasierte Interventionen umfassten passives Musikhören resp. eine aktive Beteiligung der Patienten. Die Autoren kritisieren, dass viele der systematischen Übersichtsarbeiten methodische Fehler aufwiesen. Z. B. gab es oftmals keine Beschreibung, wie die analysierten Studien überhaupt ausgewählt worden worden, es fehlte die  Beurteilung der Vertrauenswürdigkeit der beschriebenen Evidenzen oder die Ergebnisse wurden präsentiert, ohne dabei das Risiko einer Verzerrung der Primärstudien zu berücksichtigen. Der Grad der Überlappung war moderat (5,81%). Dennoch, so fasst die Arbeitsgruppe zusammen, scheint die Kombination von musikbasierter Interventionen und onkologischer Standardversorgung insgesamt wirksamer zu sein als die Standardversorgung alleine, um krebsbedingte Schmerzen, Müdigkeit und Krankheitslast zu reduzieren. Hinsichtlich anderer psychosozialer Parameter konnten keine eindeutigen Ergebnisse gefunden werden.

Trotz der geschilderten Einschränkungen könnten also musikbasierte Interventionen ein interessanter Ansatz zur Modulation krebsbedingter Schmerzen, Fatigue und Krankheitslast bei krebskranken Erwachsenen sein, fassen die Autoren zusammen. Die beschriebene Variabilität zwischen den Interventionen sowie wichtige methodische Verzerrungen beeinträchtigen allerdings die klinische Relevanz dieser Ergebnisse. Die Studie ergänzt die potentiell versorgungsrelevante, musiktherapeutische Komponente integrativer Onkologie, die z. B. in aktuellen deutschen Leitlinie zur komplementären Krebsmedizin fast vollständig fehlt.

Trigueros-Murillo A et al.: Effects of music-based interventions on cancer-related pain, fatigue, and distress: an overview of systematic reviews. Support Care Cancer. 2023 Jul 24;31(8):488 (DOI 10.1007/s00520-023-07938-6).
* Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) (2020) Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen, Langversion 1.1, 2021, AWMF Registernummer: 032/055OL, https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/komplementaermedizin/. Zugegriffen: 26.7.2023.

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