Das schnell anwachsende medizinische Wissen, insbesondere aus der Hämatologie und der Onkologie, führt gemeinsam mit einer immer älter werdenden Gesellschaft zu stark steigenden Kosten. Mediziner aus Deutschland, Österreichisch und der Schweiz mahnen, diesen Trend zeitig zu thematisieren.
„Die Hämatologie und Medizinische Onkologie ist eine der innovativsten Fachdisziplinen in der gesamten Medizin. In Folge intensiver Forschung erleben wir seit Jahren einen dramatischen – ja nahezu explosionsartigen – Wissenszuwachs. Dabei nehmen die Tiefe und der Detailgrad des Wissens kontinuierlich zu. Im Rahmen einer optimalen Translation gelangt dieses Wissen schnell in die Breite der Versorgung und kommt damit unseren Patienten zugute“, sagte Prof. Dr. med. Hermann Einsele (Würzburg) bei der Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie, dem größten Kongress für das Fachgebiet im deutschsprachigen Raum. „Diese Wissensexplosion geht aber auch mit wachsenden Kosten einher. Mit diesem monetären Aspekt und den Implikationen für unsere Gesundheitssysteme werden wir uns zukünftig noch intensiver auseinandersetzen müssen“, stellte der Geschäftsführende Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinischen Onkologie (DGHO) zum Auftakt des Kongresses weiter fest.
Einsele macht deutlich, dass sowohl die prognostizierte Zunahme der Blut- und Krebsneuerkrankungen in den kommenden Jahren und Dekaden als auch die Innovationen im Bereich von Diagnostik und Therapie Einfluss auf die Kosten für die Gesundheitssysteme haben werden. „Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels werden wir zukünftig mehr Patienten mit hämatologischen und onkologischen Erkrankungen behandeln. Darüber hinaus nehmen bestimmte Krebserkrankungen, die noch vor wenigen Jahren eine schlechte Prognose hatten, heute einen chronischen Verlauf, was wiederum mit entsprechenden Behandlungskosten verbunden ist“.
Die rasante Innovationsgeschwindigkeit, die Zunahme von neudiagnostizierten Blut- und Krebserkrankungen und die hohe Zahl der Krebsüberlebenden führen aber nicht automatisch zu einer Kostenexplosion, so Einsele. „Vielmehr sollten wir darüber diskutieren, wie wir Wirtschaftlichkeitsreserven beispielsweise durch den Einsatz moderner therapiesteuernder Instrumente optimal ausschöpfen können. Dazu gehören unter anderem die Positronen-Emissions-Tomographie oder die molekulare Diagnostik. Darüber hinaus bieten der Einsatz von Generika oder Biosimilars sowie innovative Applikationsformen Möglichkeiten, die finanziellen Ressourcen der Gesundheitssysteme zu entlasten“.
Pressemitteilung Im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie. Oktober 2022
Arndt A et al.; Der Onkologe. 2021 Jul 7;27:717-723 (DOI 10.1007/s00761-021-00988-7).