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Neurologie

Colchicin reduziert Rezidivrisiko nach Schlaganfall

10.9.2024

Schlaganfall-Patienten haben ein hohes Rezidivrisiko. Deshalb läuft weltweit die Suche nach Behandlungen, die ein Wiederauftreten von Schlaganfällen verhindern und idealerweise so günstig und wirksam sind, dass sie auch in ärmeren Ländern zur Sekundärprophylaxe eingesetzt werden kann. Ein internationales Forschungsteam, an dem auch ein Wissenschaftlerteam der Medizinischen Fakultät der Universität Duisberg-Essen (UDE) beteiligt war, hat jetzt die Ergebnisse der weltweit durchgeführten CONVINCE-Studie in „The Lancet“ veröffentlicht.

In der Langzeitstudie wurde Colchicin, ein Alkaloid der Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale), an über 3 000 Personen untersucht. Es sollte geklärt werden, ob der bereits für andere Erkrankungen zugelassene Wirkstoff bei Langzeitbehandlung geeignet ist, um erneute Schlaganfälle zu verhindern. Colchicin wird seit über 1 000 Jahren bei Gicht und anderen Gelenkerkrankungen eingesetzt, wirkt aber auch als Prophylaxe bei koronarer Herzkrankheit.

Der primäre Endpunkt der Studie bestand aus einer Kombination aus dem ersten tödlichen oder nicht tödlichen wiederkehrenden ischämischen Schlaganfall, Herzinfarkt, Herzstillstand oder Krankenhausaufenthalt wegen instabiler Angina pectoris. Die Hälfte der Studienteilnehmer und -teilnehmerinnen erhielt zusätzlich zur normalen Weiterbehandlung nach einem Schlaganfall täglich eine niedrige Dosis von 500 µg Colchicin.

Insgesamt wurden 3 154 Personen zwischen dem 19. Dezember 2016 und dem 21. November 2022 randomisiert ausgewählt, die letzte Nachuntersuchung fand am 31. Januar 2024 statt. Zur Intention-to-Treat-Analyse ihrer Daten verblieben letztlich 3144 Personen: 1.569 (Colchicin und übliche Behandlung) und 1575 (nur übliche Behandlung). Ein primärer Endpunkt wurde bei 338 Patienten und Patientinnen erreicht, 153 (9,8 %) von 1 569 Personen, die Colchicin und die übliche Behandlung erhielten, und 185 (11,7 %) von 1 575 Personen, die nur die übliche Behandlung erhielten (Inzidenzraten 3,32 vs. 3,92 pro 100 Personenjahre, Hazard Ratio 0,84; 95%-KI 0,68-1,05, p=0,12). Obwohl zu Beginn kein Unterschied zwischen den Gruppen beim C-reaktiven Protein (CRP) beobachtet wurde, hatten mit Colchicin Behandelte nach 28 Tagen und nach 1, 2 und 3 Jahren niedrigere CRP-Werte (p<0,05 für alle Zeitpunkte). Die Raten schwerwiegender Nebenwirkungen waren in beiden Gruppen ähnlich.

„Wir konnten beobachten, dass bei Patienten und Patientinnen, die Colchicin eingenommen haben, seltener vaskuläre Erkrankungen auftraten, also Durchblutungsstörungen, die beispielsweise Schlaganfälle und Herzinfarkte auslösen“, so Bernadette Schröder vom Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE) der Universität Duisburg-Essen. „Unsere Ergebnisse unterstützen zudem die Annahme, dass Colchicin nach einem Schlaganfall entzündungshemmend wirkt“, sagte Prof. Dr. med. Christian Weimar, Neurologe am IMIBE.

Obwohl bei der primären Intention-to-Treat-Analyse kein statistisch signifikanter Nutzen beobachtet wurde, liefern die Ergebnisse neue Hinweise, so heißt es in der Lancet-Publikation der Gruppe, die für weitere kontrollierte Studien einer entzündungshemmenden Therapie mit Colchicin nach einem Schlaganfall sprechen.

Pressemitteilung „Colchicin senkt das Risiko für einen erneuten Schlaganfall“. Universität Duisburg-Essen, 24.7.2024 (https://www.uni-due.de/2024-07-24-colchicin-senkt-risiko-fuer-schlaganfall).

* Kelly P et al.: Long-term colchicine for the prevention of vascular recurrent events in non-cardioembolic stroke (CONVINCE): a randomised controlled trial. Lancet. 2024 Jul 13;404(10448):125-133 (DOI 10.1016/S0140-6736(24)00968-1).

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