In Deutschland erhalten rund 100 000 Menschen dauerhaft eine Dialyse wegen terminaler Niereninsuffizienz, viele hiervon kämen für eine Nierentransplantation in Frage. Allerdings, darauf macht die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) aufmerksam, beträgt die durchschnittliche Wartezeit in Deutschland bis zu 10 Jahre, da nur sehr wenige Spenderorgane zur Verfügung stehen. Der Verband fordert daher dringend Verbesserungen bei der Organspende mit einem schnelleren Zugang zur Transplantation.
Darüber hinaus sei ein stärkeres Bewusstsein für die Brisanz von Nierenerkrankungen notwendig – verbunden mit mehr systematischer Forschung zu Prävention, Diagnose und Therapie.
„Die Dialyse ist eine lebensrettende und unverzichtbare Behandlung in der Medizin“, sagt Prof. Dr. med. Bernhard Banas, Leiter der Abteilung für Nephrologie und des Universitären Transplantationszentrums am Universitätsklinikum Regensburg. „Aber sie kann nicht alle Funktionen einer Niere 24/7 ersetzen.“ Oft verschlechtert sich der Gesundheitszustand der Betroffenen über die Jahre deshalb schleichend. „Tatsächlich hat jeder Dialysepatient im Durchschnitt eine um mehr als 50 Prozent verkürzte Lebenserwartung im Vergleich zu einem gleichaltrigen Nierengesunden“, so Banas. „Auch haben Dialysezentren mit erheblichen Personalmängeln und einer existenzbedrohenden Unterfinanzierung zu kämpfen, was bereits zu ersten Schließungen geführt hat“, sagt er.
Eine späte Transplantation kostet viele Lebensjahre
Versagen die Nieren endgültig ihren Dienst, ist daher die möglichst frühzeitige Transplantation einer Spenderniere entscheidend, denn nur sie kann alle natürlichen Funktionen übernehmen – und das rund um die Uhr. „Eine späte Transplantation kostet den Patienten viele Lebensjahre“, betont der Transplantationsmediziner Banas, „doch in Deutschland gibt es zu wenig Organspenden“. So leben hierzulande nur rund 20 000 Menschen mit einer transplantierten Niere. „In anderen europäischen Ländern ist die Transplantationsrate deutlich höher“, kritisiert er mit Blick auf Deutschland. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) warteten Anfang 2024 hierzulande 6 513 Patienten auf eine Spenderniere. „Der tatsächliche Bedarf ist noch um ein Vielfaches höher, wir schätzen ihn auf 20 000 bis 30 000 Menschen“, so Banas.
Systemwechsel für mehr Organspenden gefordert
„Deshalb unterstützt die DGfN klar die Initiativen von Bundesrat, Bundestagsabgeordneten und Bundespräsident sowie vieler Fachgesellschaften und Verbände zur Einführung der Widerspruchsregelung bei der Organspende“, bekräftigt auch Prof. Dr. med. Julia Weinmann-Menke, Pressesprecherin der DGfN vom Universitätsklinikum Mainz. Dies gelte auch für den Gesetzentwurf der Bundesregierung, der Lebendorgantransplantationen ausweiten und die Überkreuzlebendspende auch in Deutschland ermöglichen soll.
Prävention und Behandlung von Nierenerkrankungen verbessern
„Wir müssen nicht nur den Zugang zur Nierentransplantation verbessern, sondern auch dafür sorgen, dass möglichst wenige Menschen ihre Nierenfunktion vollständig verlieren“, betont DGfN-Generalsekretärin Dr. med. Nicole Helmbold. Hierzu gehört neben Prävention, Früherkennung und frühzeitiger Behandlung der chronischen Nierenkrankheit die Förderung weiterer Forschung, insbesondere auch der translationalen Forschung. „Dies wäre die originäre Aufgabe eines Deutschen Zentrums für Nierengesundheit (DZGN), für dessen Gründung wir uns ebenfalls einsetzen.“ „Erklärtes Ziel der DGfN ist es, dass künftig weniger Menschen dialysiert oder transplantiert werden müssen“, fasst Banas zusammen.
Pressemitteilung „Terminales Nierenversagen: In Deutschland stehen Dialyse und Nierentransplantation unter Druck“. Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN), Berlin, 23.9.2024 (https://www.dgfn.eu/pressemeldung/in-deutschland-stehen-dialyse-und-nierentransplantation-unter-druck.html).