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Lieferengpässe

Merck stellt Produktion von Digitoxin ein

8.12.2022

Der Pharmakonzern Merck stellt die Produktion aller Digitoxin-Produkte ein. Als Grund nennt Merck wirtschaftliche Gründe. Seit September 2022 gibt es hier einen Lieferengpass. Ein Ende des Lieferengpasses sei nicht absehbar. Jetzt beendet Merck die Produktfamilie.

Digitoxin dominierte mit rund 65 Millionen definierte Tagesdosen (DDD, Arzneiverordnungs-Report 2021) 2020 die Verordnungen bei den Digitalisglykosiden. Der seit September 2022 bestehende Lieferengpass gefährdet die unterbrechungsfreie Versorgung mit dem Herzmedikament. Ein Ende der Nachschubprobleme ist nicht abzusehen. Die Firma Merck stellt ihre Produktion der gesamten Digitoxin-Produktpalette zum 1 Januar 2023. (Schreiben ans BfArM vom 29.11.2022). Inwieweit Präparationen anderer Hersteller verfügbar sein werden, ist aktuell nicht sicher zu beurteilen. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- Kreislaufforschung (DGK) informiert verordnende Ärzte jetzt in einem aktuellen Leitfaden über mögliche Digitoxin-Alternativen. Hiermit „wollen wir Ärztinnen und Ärzten konkrete Handlungsempfehlungen zum Beenden beziehungsweise Ersetzen der Digitoxin-Medikation anbieten. Diese können dabei helfen, die aktuellen Lieferprobleme bestmöglich zu überbrücken“, sagt DGK-Präsident Prof. Dr. Stephan Baldus.

Prof. Dr. Johann Bauersachs, Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie an der Medizinischen Hochschule Hannover, gehört zur Expertenkommission, die den Leitfaden erarbeitet haben: „Digitalis-Glykoside werden zur Frequenzkontrolle von Vorhofflimmern beziehungsweise zur Behandlung einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz mit reduzierter linksventrikulärer Funktion (HFrEF) verwendet“. Der Vorteil von Digitoxin besteht allgemein darin, über den Verdauungstrakt, d. h. enterohepatisch, eliminiert zu werden. Als Alternative kann sich das verfügbare Digoxin anbieten. „Allerdings wird es ausschließlich über die Niere abgebaut und ist somit für Patienten mit höhergradiger Niereninsuffizienz ungeeignet. Diese und andere Umstände werden in der Stellungnahme berücksichtigt. Wir zeigen eine Vielzahl von Anwendungsfällen auf und geben umfassende Empfehlungen für den Einsatz verschiedener Medikamente“, so Bauersachs.

Das Dokument thematisiert, unter welchen Voraussetzungen und in welchem Maße unter anderem Betablocker bzw. bradykardisierende Calciumantagonisten, ACE-Hemmer/ARNI, Mineralokortikoid-Rezeptorantagonisten und SGLT2-Inhibitoren verwendet werden können. Prof. Dr. Micheal Böhm, Pressesprecher der DGK, ergänzt: „Es wird genau geklärt, welches Medikament in welchem speziellen Fall wie verabreicht werden sollte – vor allem unter Berücksichtigung einer etwaigen Vorindikation mit Digitoxin. Wir möchten allen Kolleginnen und Kollegen die Lektüre dieser Stellungnahme ans Herz legen“.

Die vollständige Fassung inklusive ausführlicher Handlungsempfehlungen steht frei zugänglich auf der Website der DGK als PDF zum Download zur Verfügung.

Pressemitteilung Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- Kreislaufforschung (DGK), Dezember 2022
Bauersachs J et al.; Die Kardiologie. 2022 Nov 17 (DOI 10.1007/s12181-022-00585-x).

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