Die erste S3-Leitlinie für Divertikulitis haben die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) veröffentlich.
Wie bekannt, handelt es sich bei einer Divertikulitis um eine Entzündung von Divertikeln, meist im Sigma des Kolons. „Oft stellt sich die Frage, konservativ oder operativ zu therapieren. Die interdisziplinäre Leitlinie gibt Empfehlungen, wann welche Therapieform am besten ist“, erklärt Prof. Dr. med. Wolfgang Kruis, Leitlinienkoordinator der DGVS. Eine unkomplizierte Divertikulitis stelle im Regelfall keine Indikation für eine Operation dar. Anders sei dies bei komplizierten und wiederkehrenden Verläufen. „Betroffene profitieren in diesen Fällen von einer Entfernung des betroffenen Darmabschnitts. So bekommen sie einen großen Teil Lebensqualität wieder zurück“, so Prof. Dr. med. Christoph-Thomas Germer, Leitlinienkoordinator und Klinikdirektor Chirurgie I am Uniklinikum Würzburg.
Um die Fälle klassifizieren zu können, wurde in der vorausgehenden S2k-Leitlinie die „Classification of Diverticular Disease“ (CDD) eingeführt, die mittlerweile im klinischen Alltag etabliert ist. Die aktuelle Leitlinie beschreibt die Diskussionen um Definitionen und kommt zu Klärungen. Die Klassifikation hilft ebenfalls bei der Klärung der Versorgungsfrage: Unkomplizierte Verläufe können, bei entsprechender Betreuungsintensität, ambulant versorgt werden. Kompliziertere Verläufe oder wenn die Betreuung intensiver ist, bedürfen der Einweisung in ein Krankenhaus.
Eine klare Absage erhält bei der Klassifikation und somit der Diagnosestellung das Röntgen und die Koloskopie. Genauso wenig reicht die reine Betrachtung der Symptome und des Blutbilds: „Wir empfehlen Schnittbildverfahren wie die Computertomografie (CT) oder den Ultraschall. Zu betonen ist allerdings, dass es sich hierbei um ergänzende und nicht um konkurrierende Verfahren handelt, die jeweils ihre eigenen Vor- und Nachteile haben“, erklärt Prof. Dr. med. Ludger Leifeld, Koordinator der Leitlinie und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie am St. Bernward Krankenhaus in Hildesheim.
Litten bisher vor allem ältere Menschen unter einer Divertikulitis, nimmt die Prävalenz auch in jüngeren Bevölkerungsgruppen, also unter 50 Jahren, zu. Gründe hierfür liegen vor allem im westlichen Lebensstil: mangelnde Bewegung, der Konsum von Genussmitteln und eine fleischhaltige ballaststoffarme Ernährung.
Pressemitteilung Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV), Dezember 2021