Bauchschmerzen, Diarrhoe oder Obstipation lassen zwar schnell den Verdacht einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung aufkommen. Für die Erhärtung des Verdachts bedarf es aber einer umfassenden Diagnostik, um schließlich gezielt die Therapie einleiten zu können.
Eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) betrifft Patienten jeden Alters und beide Geschlechter in gleichem Maße. In den meisten Fällen tritt sie jedoch im Alter von 14 bis 24 Jahren auf, aber auch im Alter von 50 bis 70 Jahren werden noch erste Krankheitsschübe beobachtet. Zusätzlich zeigt sich, dass Verwandte ersten Grades von Personen mit einer CED ein 4- bis 20-fach erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer CED haben.
Die Symptomatik einer CED hängt vorwiegend davon ab, welcher Darmabschnitt betroffen ist. Während Patienten mit Morbus Crohn normalerweise unter chronischen Durchfall und Bauchschmerzen leiden, zeigen Personen mit Colitis ulcerosa in der Regel intermittierende Episoden von Bauchschmerzen und blutiger Diarrhoe.
Für die Diagnose müssen zuerst alle mögliche Ursachen für die Entzündung (z. B. Bakterien oder andere Parasiten) ausgeschlossen werden. Das bedeutet einerseits eine körperliche Untersuchung sowie Blut- und Stuhluntersuchungen und eine Oberbauchsonografie, wie auch die differenzialdiagnostische Beurteilung der psychosomatischen Komponente. Die Koloskopie dient gleichzeitig der Bestimmung der Ausdehnung sowie des Schweregrads einer CED. Eine weitere wichtige Untersuchungsmethode ist die Röntgenuntersuchung mittels Bariumkontrastdarstellung des Kolons. Auch die axiale Computertomografie (CT) kann zur Diagnostik bzw. Differenzialdiagnostik notwendig sein.
Die CED ist nicht heilbar, aber in ihrer Auswirkung und Symptomatik gut zu behandeln. Zum Einsatz kommen vor allem Entzündungshemmer, etwa Aminosalizylate, Kortikosteroide, immunmodulierende Arzneimittel, Biologika und Antibiotika, die somit auch die CED-Symptome lindern. Gelegentlich kann auch ein operativer Eingriff hilfreich sein.
Psychosomatische Komponente bedenken!
Psychosozialer Stress und emotionale Belastungen führen zu Fehlregulationen des Immunsystems. Dies kann bei entsprechender Veranlagung zur Krankheitsaktivierung eines Morbus Crohn wie im Übrigen auch allen anderen chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen führen. Damit ist es für Patienten mit CED wie auch für den betreuenden Arzt wichtig, sich offen mit den im Einzelfall möglichen und ggf. symptomauslösenden psychosozialen Faktoren auseinanderzusetzen.
Fallbeispiel
Bauchschmerzen und Blutiger Stuhl
Patient, 27 Jahre, stellt sich mit seit Längerem anhaltenden Bauchbeschwerden vor. Der grenzwertig normgewichtige Mann (179 cm, 78 kg) ist Raucher und treibt etwas Ausdauersport. Bekannt sind umfangreiche komplexe familiäre und andere psychosoziale Belastungsfaktoren. Der Patient berichtet von zunehmenden krampfartigen Mittel-/Unterbauchbeschwerden. Seit einigen Wochen beobachtet er schleimig-blutige Beimengungen beim Stuhlgang. Es wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt einschließlich einer digital-rektalen Untersuchung, eine Oberbauchsonografie sowie eine Blutentnahme zur Labordiagnostik. Der Verdacht auf eine CED wird mit dem Patienten besprochen. Weiterhin die familiäre Gesamtsituation diskutiert, was der Analyse des psychophysischen Zustands des Patienten dienen soll.
Befundbesprechung
Nach einigen Tagen findet die Befundbesprechung statt. Dem Patienten wird eine endoskopische Untersuchung zur differenzialdiagnostischen Sicherung der Verdachtsdiagnose „CED“ vorgeschlagen.
Therapieeinleitung
Die Endoskopie wird in einer gastroenterologischen Fachpraxis durchgeführt. Nach Sicherung der Diagnose findet ein ausführliches Gespräch über die Erkrankung, die Therapie- sowie Ernährungsoptionen statt. Ebenso finden begleitend psychosomatisch orientierte Gespräche statt. Der Patient bekommt einen schriftlichen Ernährungsvorschlag ausgehändigt, in dem Versuch, zunächst so eine Linderung der Symptome herbeizuführen.
Der Autor
Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Schlüter
Arzt für Allgemeinmedizin
Arzt für Naturheilverfahren
76684 Tiefenbach
schlueter@vital-arzt-praxis.de
www.vital-arzt-praxis.de
Dr. Dr. Peter Schlüter ist promovierter Naturwissenschaftler und Mediziner. Seit 1982 ist er als Arzt für Allgemeinmedizin mit betriebswirtschaftlich optimierter Praxis niedergelassen. Als Berater zu allen Fragen der Praxisorganisation, Praxismanagement und Abrechnung ist er seit 1987 tätig.
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