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Allgemeinmedizin

Lebensmittelsicherheit

Titandioxid ist jetzt doch gesundheitsschädlich!

Dr. rer. nat. Christine Reincke

Wenn Rat und EU-Parlament nicht widersprechen, wird der Lebensmittelzusatzstoff im Jahr 2022 verboten. Grund dafür sind Bedenken hinsichtlich einer möglichen Genotoxizität. Titandioxid wird oral aufgenommen oder eingeatmet.

Titandioxid ist ein weißes Farbpigment, das aus Titaneisen gewonnen wird. Es ist geschmacks- und geruchlos und wird dazu verwendet, Lebensmitteln und Produkten des täglichen Lebens eine strahlend weiße und glänzende Farbe zu verleihen. So beispielsweise bei Zahnpasta und Kaugummi, Suppen und Brühen, Nahrungsergänzungsmitteln und Schmerzmitteln, aber auch in schmückenden Backzutaten. Besonders gefährlich scheint Titandioxid in Form von Nanopartikeln zu sein. Wie eine Untersuchung des Universitätsspitals Zürich ergab, dringen die kleinsten Partikel in die Schleimhaut der unteren Darmabschnitte ein, wenn diese besonders dünn ist. Das führt zu einer chronischen Entzündung, die sich zu einer Krebsvorstufe entwickeln kann [1]. Nach einer Untersuchung des ARD-Magazins Plusminus wiesen zwei von zehn untersuchten Lebensmitteln einen deutlich erhöhten Anteil an Nanopartikeln auf, und zwar ein Kakaopuder mit Glimmer sowie Zuckerstreusel. Auch bei über 30.000 Arzneimitteln in der EU dient Titandioxid als Überzug [1]. Da diese unter das Arzneimittelgesetz fallen und keine Lebensmittel sind, gelten die Bedenken nicht.
Titandioxid ist gemäß Verordnung als Lebensmittelzusatzstoff in der EU zugelassen. Im Mai 2021 bewertete die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Titandioxid nicht mehr als sicher. Das betrifft besonders die Partikelgröße und die Partikelgrößenverteilung. Grund dafür sind über 11.000 Publikationen und die Ergebnisse einer Toxizitätsstudie. Zwar waren die Daten für generelle toxische Effekte nicht überzeugend, doch der Verdacht auf Genotoxizität ließ sich nicht ausschließen. Daher wurde auch keine Menge festgelegt, für die die tägliche Aufnahme als unbedenklich gilt (accepted daily intake, ADI) [2]. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kam aufgrund der Studien zu einem ähnlichen Schluss [3].

Kommt das Verbot?

In Frankreich wurde die Verwendung von Titandioxid in Lebensmitteln bis 2022 ausgesetzt. Am 08.10.2021 haben die EU-Mitgliedstaaten dem Vorschlag der Europäischen Kommission zugestimmt, die Verwendung von Titandioxid als Zusatzstoff in Lebensmitteln ab 2022 zu verbieten. „Die Sicherheit unserer Lebensmittel und die Gesundheit unserer Verbraucher sind nicht verhandelbar. Heute handeln wir entschlossen und auf der Grundlage solider wissenschaftlicher Erkenntnisse (…), um das Risiko einer in Lebensmitteln verwendeten Chemikalie zu beseitigen“, so Stella Kyriakides, EU-Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Damit könnte der Vorschlag Anfang nächsten Jahres in Kraft treten und das Verbot nach einer sechsmonatigen Auslaufphase gelten.
Was kann der Verbraucher in der Zwischenzeit tun? Die Zahnpasta komplett ausspülen und ausspucken und bei Kindern gut aufpassen. Und die Zutatenliste der Lebensmittel genau lesen. Darin wird Titandioxid als Farbstoff  E171 oder als CI 77891 deklariert.

1 Plusminus: Die Sendung vom 4. August 2021 | ARD Mediathek

2 EFSA, Titanium dioxide: no longer considered safe as feed additive, 16. Juni 2021,
Titandioxid: E171 gilt bei Verwendung als Lebensmittelzusatzstoff nicht mehr als sicher | Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (europa.eu)

3 Lebensmittelzusatzstoff Titandioxid (E 171) auf dem Prüfstand: Neubewertung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (bund.de)

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