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Kopfschmerz

Häufige Kopfschmerzursachen bei Jugendlichen

24.5.2024

Eine aktuelle bevölkerungsbasierte Studie aus Kanada zeigt, dass modifizierbare Lebensstilfaktoren die Häufigkeit von Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen beeinflussen. Das Risiko steigt mit einem späten Zubettgehen, langen Bildschirmzeiten und unregelmäßigen Mahlzeiten sowie auch durch Alkohol sowie den Konsum von Zigaretten oder Cannabis.

Die kanadische Studie untersuchte in einer Querschnittsbefragung Kopfschmerzauslöser im Alter von 5-17 Jahren (n=4.978.370; Durchschnittsalter 10,9 Jahre; 48,8 % weiblich). Die Kopfschmerzhäufigkeit wurde dichotomisiert erfragt als „höchstens 1x/Woche“ oder „mehr als 1x/Woche“ (definiert als häufige Kopfschmerzen). Insgesamt 6,1 % hatten häufige Kopfschmerzen. Die Wahrscheinlichkeit für häufige Kopfschmerzen stieg signifikant mit dem Alter (OR 1,31) an und war beim weiblichem Geschlecht höher (OR 2,39). Im für Alter/Geschlecht bereinigten Rechenmodell stieg das Risiko signifikant mit einem späten Chronotyp („Nachteulen“, aOR 1,1) sowie langen Bildschirmzeiten (≥21 Stunden gegenüber 0,0 in der letzten Woche, aOR 2,97) an. Bei 12- bis 17-Jährigen spielte auch Substanzkonsum eine Rolle (≥1/Woche Alkohol vs. nie: aOR 3,50; „binge drinking“ ≥ 5x im letzten Monat vs. nie: aOR 5,52, tägliches Zigarettenrauchen vs. nie: aOR 3,81, täglich E-Zigaretten vs. nie: aOR 3,1, täglicher Cannabiskonsum vs. nie: aOR 3,59). In der gesamten Kohorte war eine tägliche häusliche Rauchexposition mit häufigen Kopfschmerzen assoziiert (aOR 2,0). Die Wahrscheinlichkeit häufiger Kopfschmerzen sank mit der Regelmäßigkeit der Mahlzeiten (aOR 0,90, p < 0,001). Es gab dagegen keinen Zusammenhang mit der angegebenen körperlichen Aktivität.

„Die Ergebnisse zeigen, dass Lebensstilfaktoren die Häufigkeit von Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen beeinflussen. Als sogenannte potenziell modifizierbare Risikofaktoren sollten sie in der Praxis angesprochen werden, denn hier gilt es gegenzusteuern“, stellt der Kopfschmerzexperte der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener (Essen) fest.

Hintergrund (nach Zusammenstellung der DGN): Drei von vier Jugendlichen kennen das Phänomen rezidivierender Kopfschmerzen. Die Gesamtprävalenz wird für das Kindes- und Jugendalter heute mit bis zu 60 % angegeben. Schon im Kindesalter gehören Kopfschmerzen zu den häufigsten Schmerzen – mit Eintritt in die Schule verfünffacht sich die Häufigkeit. Bei den primären Kopfschmerzen stehen mit 41 % Spannungskopfschmerzen an erster Stelle, aber auch Migräne kommt vor (9,4 %). Bei 32,5 % der Betroffenen besteht ein Mischtyp beider Formen. Für die Behandlung ist die richtige Diagnose essentiell. Ungewöhnlich ist, wenn bereits Kleinkinder (< 3 Jahren) über Kopfschmerzen klagen. Hier (aber grundsätzlich natürlich in jedem Alter) dürfen ernste Erkrankungen, die zu sekundären Kopfschmerzen führen, wie Meningitis, Hirntumoren oder Blutungen nicht übersehen werden. Bei der kinderärztlichen Anamnese und Untersuchung wird nach bestimmten Hinweisen („red flags“) gesucht (z.B. Trauma, plötzlich neu aufgetretene oder im Verlauf zunehmende Kopfschmerzen, zusätzlich bestehende Übelkeit/Erbrechen, Fieber, nächtliches schmerzbedingtes Erwachen, Wesensveränderung oder weitere neurologische Symptome).

Die einzige primäre Kopfschmerzdiagnose, bei der ein Einsatz schmerzstillender Medikamente wie Paracetamol, Ibuprofen und Triptane (letztere ab 12 Jahren) gerechtfertigt sind, ist eine nachgewiesene Migräne. Dennoch nehmen etwa 80 % der Jugendlichen mit wiederkehrenden Kopfschmerzen regelmäßig Schmerztabletten. Hier besteht längerfristig wie bei Erwachsenen die Gefahr, dass sich sekundär ein sogenannter Medikamentenübergebrauchskopfschmerz („medication-overuse headache“, MOH) entwickelt.

Pressemitteilung „Kopfschmerzursachen bei Jugendlichen: Lange Bildschirmzeiten, unregelmäßige Mahlzeiten, spätes Zubettgehen, Cannabis“. Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Berlin, 9.4.2024 (https://dgn.org/artikel/kopfschmerzursachen-bei-jugendlichen-lange-bildschirmzeiten-unregelmassige-mahlzeiten-spates-zubettgehen-cannabis).
Nilles C et al.: Lifestyle Factors Associated With Frequent Recurrent Headaches in Children and Adolescents: A Canadian Population-Based Study. Neurology. 2024 Mar 26;102(6):e209160 (DOI 10.1212/WNL.0000000000209160).

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