Höhere Fallzahlen bei Knie-Totalendoprothesen (TEP) bringen mehr Behandlungsqualität, zeigt der jüngste Bericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Je häufiger Ärzte und Kliniken den Einsatz einer Knie-TEP durchführen, desto seltener gibt es Komplikationen und Revisionen. Auch die Lebensqualität ist besser und es versterben weniger Operierte.
Jeweils auf beiden Ebenen, Krankenhaus und Arzt, zeigt sich ein Zusammenhang von Leistungsmenge und Behandlungsqualität bei mehreren Zielgrößen in den 18 vom IQWiG ausgewerteten Studien: Mit steigenden Fallzahlen kommt es beispielsweise seltener zu Komplikationen während oder direkt nach der Operation und auch längerfristig (nach sechs Monaten). Wundinfektionen und Lungenentzündungen treten seltener auf. Außerdem ist die gesundheitsbezogene Lebensqualität (z.B. Beweglichkeit und Selbstständigkeit) besser, je häufiger eine Knie-TEP implantiert wurde. Der Krankenhausaufenthalt ist dann auch kürzer und es kommt seltener zu Wiederaufnahmen sowie erneuten Eingriffen wie Amputation, Arthrodese oder Exzision der Knie-TEP mit anschließender Revisions-OP.
Mindestmenge: 50 Knie-TEP
In drei Studien wurde auch die gesundheitsbezogene Lebensqualität mit validierten Erhebungsinstrumenten untersucht und bei einzelnen Aspekten der Lebensqualität (z.B. Gelenkfunktion, Beweglichkeit) ein positiver Zusammenhang zwischen der Fallzahl und der Behandlungsqualität sowohl auf Ebene der Krankenhäuser wie auch auf Ebene der behandelnden Ärzte festgestellt. Eine der ausgewerteten Studien führte die Auswirkungen einer Mindestfallzahl auf die Behandlungsqualität in der realen Versorgung in deutschen Krankenhäusern zusammen: Nach Einführung der Mindestfallzahl von 50 Eingriffen pro Krankenhaus und Jahr verringerte sich die Anzahl von Patienten mit postoperativen Blutungen oder Hämatomen in der Operationswunde am Knie. Auch bei Wundinfektionen zeigt sich ein Zusammenhang, allerdings ist hier ein zeitlicher Effekt (Periodeneffekt) nicht ausgeschlossen, weil sich schon vor Einführung der Mindestfallzahl eine Verbesserung abgezeichnet hatte.
Mit mehr als 193.000 Fällen im Jahr 2019 in Deutschland gehört die Knie-TEP zu den 20 häufigsten Operationen bei stationär behandelten Patienten, allerdings mit starken regionalen Schwankungen. Die Anzahl von Betroffenen im Alter von unter 60 Jahren wächst kontinuierlich und damit auch die Anzahl von erneuten Eingriffen (Revisionen), insbesondere nach Erstimplantaten bei unter 50-Jährigen. Die derzeit gültige jährliche Mindestmenge für die Implantation von Knie-TEP pro Standort eines Krankenhauses liegt bei 50 (G-BA). Für den aktuellen Bericht betrachtete das IQWiG nur die erstmalige Implantation einer Knie-TEP. Auf den Zusammenhang zwischen Leistungsmenge und Qualität bei einer Teilendoprothese (unikondyläre Schlittenprothese) und bei Revisionseingriffen am Knie wird das Institut in separaten Berichten eingehen.
Pressemitteilung Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), März 2022