Die Behandlung der therapieresistenten Hypertonie ist eine medizinische Herausforderung. Ein Forschungsteam von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat jetzt untersucht, welche therapeutischen Maßnahmen am wirksamsten sind, um den Blutdruck bei resistenter Hypertonie zu senken.
Forscher und Forscherinnen haben in einer Netzwerk-Metaanalyse eine Vielzahl bereits veröffentlichter wissenschaftlicher Studien zusammengefasst und so die Wirksamkeit der verschiedenen Behandlungsmethoden verglichen. Das Ergebnis: Der Wirkstoff Spironolacton, der das Hormon Aldosteron an seiner Wirkung hindert, hatte den stärksten blutdrucksenkenden Effekt. Auch eine Änderung des Lebensstils zeigte bei dieser schweren Hypertonie eine deutliche positive Wirkung. Dagegen waren die Effekte anderer medikamentöser und interventioneller Verfahren geringer ausgeprägt.
„Resistente Hypertonie besteht, wenn der Blutdruck über 140/90 liegt trotz gleichzeitiger Einnahme von drei verschiedenen Klassen von blutdrucksenkenden Medikamenten bei maximal verträglicher Dosierung“, erklärt der Studienleiter Prof. Dr. med. Bernhard Schmidt, Oberarzt an der Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Zu den untersuchten Medikamentenklassen gehören neben Diuretika auch ACE-Hemmer, Sartane und Beta-Blocker. Für die Metaanalyse analysierte die Forschergruppe insgesamt 24 Studien, die unterschiedliche Therapien bei resistenter Hypertonie prüften. Auch wenn jede dieser Studien für sich genommen jeweils nur eine Blutdruckbehandlung im Vergleich zu Placebo untersuchte, konnte durch die spezielle Methodik der Netzwerk-Metaanalyse ein Vergleich der unterschiedlichen Behandlungsformen über die unterschiedlichen Studien hinweg ermöglicht werden. „Dabei konnten wir sehen, dass alle Therapien einen Effekt hatten, aber in unterschiedlicher Stärke“, sagt Schmidt.
Therapietreue: Voraussetzung einer erfolgreichen Behandlung
Auch die Therapietreue spielt bei der Behandlung von Bluthochdruck eine große Rolle. „Interessanterweise hatten auch die Placebo-Behandlungen in den Studien positive Wirkung, vermutlich weil die Patientinnen und Patienten besser mitarbeiteten, wenn sie das Gefühl haben, dass sie ärztlich betreut werden“, vermutet Schmidt. Nimmt ein Patient oder eine Patientin die Medikamente nicht oder nicht wie verordnet ein und der Blutdruck bleibt hoch, spricht die Medizin von pseudoresistenter Hypertonie. „Das müssen die behandelnden Ärztinnen und Ärzte natürlich im Blick haben.“ Doch etwa zehn Prozent der Bluthochdruck-Betroffenen leiden unter tatsächlicher resistenter Hypertonie. „Hier haben unsere Untersuchungen gezeigt, welchen überraschend großen Einfluss die Änderung des Lebensstils hatte“, stellt der Nephrologe fest. Wer sich gesund und salzarm ernähre, sich ausreichend bewege, Übergewicht vermeide und den Konsum von Nikotin und Alkohol reduziere, könne selbst sehr viel gegen Bluthochdruck tun. In Kombination mit Spironolacton lassen sich die größten blutdrucksenkenden Effekte erwarten.
Doch Spironolacton hat auch Nebenwirkungen wie etwa eine Gynäkomastie bei Männern. Zudem verändert es den Elektrolythaushalt im Blut. Das kann erhöhte Kaliumwerte zu Folge haben, die sich negativ auf das Herz auswirken. Es gibt aber schon vielversprechende Studien zu ähnlich wirkenden Alternativen, die weniger Nebenwirkungen haben. „Bis die auf dem Markt sind, bleibt der seit Jahren bewährte Wirkstoff Spironolacton der Goldstandard in der Behandlung“, sagt Schmidt.
Pressemitteilung „Was hilft, wenn der Blutdruck trotz Behandlung nicht sinkt“. Medizinische Hochschule Hannover, 5.2.2024 (https://www.mhh.de/presse-news-detailansicht/was-hilft-wenn-der-blutdruck-trotz-behandlung-nicht-sinkt).
* Tian Z et al.: Efficacy of pharmacological and interventional treatment for resistant hypertension-a network meta-analysis. Cardiovasc Res. 2023 Oct 27:cvad165 (DOI 10.1093/cvr/cvad165).