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Hämophilie

Europäische bedingte Zulassung für Gentherapeutikum gegen Hämophilie A

13.10.2022

Die Europäische Kommission hat dem Gentherapeutikum Valoctocogene Roxaparvovec eine europaweite bedingte Zulassung erteilt. Es ist das erste Gentherapeutikum zur Behandlung von Erwachsenen mit schwerer Hämophilie A. Grundlage der Entscheidung war die Phase-3-Studie GENEr8.

Hämophilie A tritt hauptsächlich bei Männern auf und ist die häufigste Form der Bluterkrankheit. Ursache ist ein Defekt im Faktor-VIII-Gen, wodurch kein funktionierendes Faktor-VIII-Protein exprimiert wird. Die Krankheit kommt schätzungsweise bei einer von 6.000 Personen vor. Bekanntermaßen konnte es bisher nur per wöchentliche Substitution des fehlenden Gerinnungsfaktors behandelt werden.

Valoctocogene Roxaparvovec macht diese regelmäßigen, ausfallanfälligen Substitutionstherapien größtenteils unnötig. Der Wirkstoff ist ein vermehrungsunfähiges Adeno-assoziiertes Virus (AAV-Vektor). Das Virus kann sich im Menschen nicht vermehren, kann aber das fehlende Gen für das Faktor-VIII-Protein in einige Leberzellen übertragen. So kann der Faktor-VIII exprimiert werden. Blutungen werden verhindert oder Blutungsepisoden verringert.


Reduktion der Blutungsraten von 85 %

Das Commitee for Advanced Therapies (CAT) der europäischen Gesundheitsorganisation EMA empfiehlt das Medikament für die Behandlung von Patienten mit schwerer Hämophilie A, die keine Faktor-VIII-Hemmkörper aufgrund der bisherigen Faktor-VIII-Substitutionstherapie haben und auch keine Antikörper gegen AAV des Serotyps 5 haben. Unklar ist bisher, wie lange die Wirkung der Gentherapie anhält. Bei der Mehrzahl der 134 Patienten aus der Phase-3-Überprüfung wurde zwei Jahren nach der einmaligen Infusion der Gentherapie immer noch eine deutliche Verringerung der Blutungen beobachtet.

Ein positiver Behandlungseffekt wurde sogar bei einigen Patienten bis zu fünf Jahre nach der Infusion nachgewiesen. Die Blutungsraten gingen um 85% zurück. 128 der 134 Patienten benötigten keine Faktor-VIII-Ersatztherapie mehr. Allerdings beobachteten die Mediziner einen Anstieg der Leberwerte. Das ist eine bekannte Bebenwirkung von AAV-basierten Gentherapien. Ein erhöhter Wert des Leberenzyms Alanin-Aminotransferase (ALT) ist ja bekanntlich ein Indikator für eine beginnende Leberschädigung, die aber erfolgreich mit Kortikosteroiden behandelt werden kann. Dementsprechend sollten Patienten mit einer vorbestehenden Leberschädigung nicht mit Valoctocogene Roxaparvovec behandelt werden. Weitere beobachtete Nebenwirkungen waren Übelkeit, Kopf- und Gelenkschmerzen. Die CAT hat eine Nachbeobachtung der Patienten über 15 Jahre beschlossen.

Pressemitteilung Paul-Ehrlich-Institut, September 2022
Pressemitteilung Biomarin, September 2022

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