Einen neuen Lungenzelltyp haben Forscher der Universität von Pennsylvania (USA) entdeckt: die sekretorischen Atemwegszellen (RASC, respiratory airway secretory cells). Die befinden sich tief in der menschlichen Lunge und haben stammzellähnliche Eigenschaften. Sie könnten eine Schlüsselrolle bei Lungenerkrankungen wie COPD spielen.
Bei der Untersuchung von menschlichem Lungengewebe (nicht aber bei Mäusen) fanden die Wissenschaftler einen neuen Zelltyp, den sie sekretorische Atemwegszellen nennen. Das berichten sie in der Fachzeitschrift „Nature“. Diese Zellen säumen die Bronchioli und unterscheiden sich klar von Zellen in proximaleren Atemwegen. Bei einer Organoidmodellierung zeigte sich, dass diese respiratorischen Atemwegssekretionszellen als unidirektionale Vorläufer für alveoläre Typ-2-Zellen fungieren, die für die Aufrechterhaltung und Regeneration der alveolären Nische unerlässlich sind. Die Differenzierung der RASC-Zelllinie in alveoläre Typ-2-Zellen wird offenbar durch Notch- und Wnt-Zell-zu-Zell-Signalwege reguliert.
Veränderungen bei COPD
Zudem zeigte sich, dass die RASC bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) transkriptionell verändert sind, was jenen abnormalen alveolären Typ-2-Zellzuständen entspricht, die bei Rauchern die regenerativen Funktionen der RASC stören können.
„COPD ist eine verheerende und häufige Krankheit, aber wir verstehen die Zellbiologie nicht wirklich, warum oder wie manche Patienten sie entwickeln. Die Identifizierung neuer Zelltypen, insbesondere neuer Vorläuferzellen, die bei COPD geschädigt sind, könnte die Entwicklung neuer Behandlungen wirklich beschleunigen“, sagte die Erstautorin der Studie, die Pneumologin Prof. Dr. Maria Basil aus Philadelphia (USA).
Pressemitteilung Penn Medicine (University of Pennsylvania), April 2022
Basil MC et al., Nature 2022 Mar 30; DOI 10.1038/s41586-022-04552-0, PMID 35355013