Der Pflegenotstand führt zu längeren Krankenhausaufenthalten bei älteren Menschen, belegt jetzt eine aktuelle Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Wenn Betroffene nach ihrer Behandlung im Krankenhaus auf einen Pflegeheimplatz angewiesen sind, haben sie aufgrund des Personalmangels in deutschen Pflegeheimen jedoch oftmals Schwierigkeiten, einen Platz zu finden. Dadurch verlängert sich die Verweildauer in den Krankenhäusern um bis zu 40 % und es entstehen zusätzliche Krankenhauskosten. Zudem erhöht sich durch längere Krankenhausaufenthalte das Risiko anschließenden Pflegebedürftigkeit.
Sind ältere Patienten nach ihrer Krankenhausbehandlung auf einen Pflegeheimplatz angewiesen, finden sie oftmals keinen Platz. Damit die Betroffenen weiter versorgt werden können, verbleiben sie im Krankenhaus. Die Folge: Krankenhausbetten sind blockiert. Denn Pflegeheime sind gesetzlich verpflichtet, Mindestpersonalvorgaben einzuhalten und oftmals steht nicht ausreichend Personal zur Verfügung. Die Pflegeheimkapazitäten reichen demnach nicht aus, um die Versorgung der Betroffenen nach der Behandlung im Krankenhaus zu gewährleisten.
Infolge des Mangels an Pflegeheimplätzen bleiben Betroffene im Durchschnitt drei bis vier zusätzliche Tage im Krankenhaus. Damit steigt die Verweildauer im Krankenhaus um etwa 40 %. Dieser verlängerte Aufenthalt führt zu zusätzlich abgerechneten Krankenhauskosten von rund 400 Euro pro Patienten. Aufgrund der Fallpauschalen verringern sich die abrechenbaren Kosten mit steigender Verweildauer, weshalb die tatsächlich anfallenden Krankenhauskosten noch deutlich höher liegen dürften.
Besonders betroffen sind Regionen mit wenigen Pflegeheimplätzen und hohem Personalmangel. In diesen Gebieten ist die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten unnötig lange im Krankenhaus bleiben, besonders hoch. Die Verweildauer kann hier nochmals um 0,5 Tage höher sein als in Regionen mit besserer Pflegeversorgung.
Personen mit höherem Pflegegrad sind besonders benachteiligt. Pflegeheime bevorzugen aufgrund des Personalmangels offenbar die Aufnahme von Menschen mit geringerem Pflegebedarf, da diese weniger Betreuung erfordern. Dies führt dazu, dass die am stärksten pflegebedürftigen Personen am längsten im Krankenhaus auf einen Platz warten müssen.
Ein verlängerter Aufenthalt im Krankenhaus birgt zudem zahlreiche Risiken für die Betroffenen, wie das Risiko für Folgeinfektionen und die Verschlechterung physischer und kognitiver Fähigkeiten.
Die Studie basiert auf umfangreichen Gesundheitsdaten einer großen deutschen Krankenversicherung, Daten der Pflegestatistik sowie regionalstatistischen Daten auf Kreisebene. Der Untersuchungszeitraum reicht von 2011 bis 2019.
Pressemitteilung „Pflegenotstand erhöht Verweildauer von Krankenhauspatienten“. RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Essen, 19.11.2024 (https://www.rwi-essen.de/presse/wissenschaftskommunikation/pressemitteilungen/detail/pflegenotstand-erhoeht-verweildauer-von-krankenhauspatienten).
* Bergmann L et al.: Nursing Home Shortage and Hospital Bed-Blocking. Ruhr Economic Papers #1108. 2024 Sept. (https://www.rwi-essen.de/fileadmin/user_upload/RWI/Publikationen/Ruhr_Economic_Papers/REP_24_1108.pdf)