Vibrations- und Krafttraining sowie gezielte Ernährungsstrategien können im hohen Alter den altersassoziierten Prozess des „Inflammaging“ (Entzündungsaltern), entgegenwirken. Das wollen Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) gezeigt haben.
Das Inflammaging bezeichnet die Zunahme chronisch entzündlicher Prozesse, die den Abbau von Proteinen fördern, Wachstumsfaktoren hemmen und mit verringerter Muskelkraft und Muskelleistung bei Älteren einhergehen. Die Forscher des DIfE untersuchten im Rahmen einer achtwöchigen, randomisiert-kontrollierten Interventionsstudie mit gesunden 65- bis 85-Jährigen aus dem Potsdamer Umland, welchen Einfluss eine Protein- und Omega-3-Fettsäuren-reiche Ernährung in Kombination mit regelmäßiger körperlicher Aktivität auf Muskelleistung und Inflammaging bei Älteren hat.
Alle Teilnehmenden erhielten ein aufbauendes Trainingsprogramm, das aus einem angeleiteten Vibrationstraining (Whole Body Vibration – WBV) und selbstständigen Kraftübungen für zu Hause bestand. Darüber hinaus wurden die Teilnehmer randomisiert einer von drei Ernährungsinterventionen zugeordnet. Die erste Gruppe erhöhte ihre tägliche Proteinzufuhr (1,2-1,5 g Protein pro kg Körpergewicht) mit Hilfe eines Molkenproteinpräparates und nahm zusätzlich täglich ein Omega-3-reiches Algenöl (2.195 mg Omega-3-Fettsäuren) zu sich. Die zweite Gruppe bekam ebenfalls das Molkenproteinpräparat, aber kein Algenöl. Die dritte Gruppe diente als Kontrolle und setzte ihre gewohnte Ernährung ohne zusätzliche Supplemente fort. Alle Probanden führten während des Interventionszeitraums Ernährungsprotokolle und Trainingstagebücher.
Reduzierte Inflammationswerte
Um das Vibrationstraining zu absolvieren, kamen die Teilnehmenden einmal pro Woche ins Studienzentrum. Zusätzlich machten sie zu Hause 2x pro Woche je 45-minütige Übungen, wie z. B. Kniebeugen, wiederholtes Aufstehen von einem Stuhl und Bauchmuskeltraining. Dabei gab es leichte wöchentliche Intensitätssteigerungen. Zu Beginn und am Ende der Studie wurden die Muskelfunktionalität und Muskelkraft der Teilnehmenden u.a. mit dem Stuhl-Aufsteh-Test (chair rise test – CTR) geprüft und bewertet. Insgesamt schlossen 32 Frauen und 29 Männer die Studie ab und wurden in die finale Analyse einbezogen.
„Wir stellten fest, dass Vibrationstraining und Heimtraining in Kombination mit einer proteinreichen und omega-3-angereicherten Ernährung in unserer Studiengruppe vor allem bei den Männern die Muskelleistung verbesserte und die Inflammationswerte reduzierte“, erklärt Erstautorin Ulrike Haß. Insgesamt sorgte eine proteinreiche Ernährung für eine höhere Beinkraft und verbesserte Zeiten beim Stuhl-Aufsteh-Test. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Sport und Ernährungsstrategien auch im höheren Lebensalter noch relevant, umsetzbar und effektiv sind“, so Studienleiterin Prof. Dr. Kristina Norman, Leiterin der Abteilung Ernährung und Gerontologie am DIfE.
Pressemitteilung Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, November 2022
Haß U et al.; Nutrients. 2022 Oct 13;14(20):4274 (DOI 10.3390/nu14204274).