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Entzündlich-rheumatische Erkrankungen

Seit 2016 Zunahme von 2% auf heute bis zu 2,2-3% aller Erwachsenen

6.1.2023

Eine systematische Analyse von Epidemiologen des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin (DRFZ) zeigt, dass entzündlich-rheumatische Erkrankungen (ERE) in Deutschland zunehmen. Die Forscher schätzen die Prävalenz der ERE in Deutschland dementsprechend auf 2,2 bis 3,0 Prozent aller Erwachsenen.

In Deutschland gibt es 1,5 bis 2,1 Millionen Betroffene. Zudem leiden etwa 14.000 Kinder und Jugendliche unter einer juvenilen Arthritis. Mit einer systematischen Literaturrecherche in PubMed und Web of Science (zuletzt am 8.11.2022) wurden Originalartikel (regionale und bundesweite Surveys und Routinedatenanalysen für Arthritiden, Kollagenosen und Vaskulitiden) zur Prävalenz von ERE für den Zeitraum 2014 bis 2022 identifiziert. Von insgesamt 263 Literaturtreffern erfüllten 18 Routinedatenanalysen und zwei Surveys die Einschlusskriterien. Die Prävalenzangaben lagen bei 0,42-1,85% (rheumatoide Arthritis), 0,32-0,5% (ankylosierende Spondylitis), 0,11-0,32% (Psoriasisarthritis), 0,037-0,14% (systemischer Lupus erythematodes), 0,07-0,77% (Sjögren/Sicca-Syndrom), 0,14-0,15% (Polymyalgia rheumatica, ab 40 Jahre), 0,04-0,05% (Riesenzellarteriitis, ab 50 Jahre) und 0,015-0,026% (ANCA-assoziierte Vaskulitis). Das Bias-Risiko war in 13 Studien moderat, in sieben Studien hoch.

Die Autoren weisen darauf hin, dass die vorliegenden Quellen durchaus unsicher sind. Fast alle Studien beruhen auf Routinedaten, die allein Abrechnungsdiagnosen und nicht den aktuellen Krankheitsstatus umfassen. „Wir wissen um die Schwächen dieser Schätzungen, aber da es in Deutschland kein Bevölkerungsregister zur Erfassung der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen gibt, sind systematische Analysen verfügbarer Studien mit Routinedaten und Surveys die wichtigste Datengrundlage“, sagt Dr. Katinka Albrecht, Erstautorin der Studie. Auch erschwerten fehlerhafte und überlappende Krankheitskodierungen eine zuverlässige Bestimmung. Für validere Zahlen seien mehrstufige Bevölkerungsstudien erforderlich, an denen es jedoch mangele.

Zu lange Wartezeiten bis zum Facharzttermin

Im Jahr 2016 hatten die Forscher zuletzt analysiert, dass etwa 2 Prozent der erwachsenen Bevölkerung von einer entzündlich-rheumatischen Krankheit betroffen sind. Das entsprach etwa 1,45 Millionen Menschen. „Seitdem sind die Zahlen tatsächlich gestiegen“, sagt Dr. Albrecht. Der Anstieg begründe sich aber auch in verbesserter Frühdiagnostik und einer höheren Lebenserwartung. Denn die meisten ERE sind nicht heilbar, sie begleiten die Betroffenen ein Leben lang. Seit 2014 stieg der Anteil der über 80-Jährigen an der deutschen Bevölkerung von 5,6 auf 7,3 Prozent. Entsprechend wuchs auch die Zahl der Menschen mit ERE.

„Die Zahlen sind für rheumatologische Patienten und für unser Fach von außerordentlicher Bedeutung, denn sie bilden auch die Grundlage für die Berechnung des Versorgungsbedarfs“, sagt Prof. Dr. Andreas Krause, zweiter Vizepräsident der Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) aus Berlin. Die DGRh bemüht sich intensiv um eine bedarfszahlenbezogene ärztliche Weiterbildung in der Rheumatologie. Denn Rheuma ist eine Volkskrankheit. Dies spiegelt sich jedoch nicht in der Versorgungsrealität wider, die das Gesundheitssystem für die Betroffenen bereitstellt. Beispielsweise warten viele Patienten noch immer zu lange auf einen rheumatologischen Facharzttermin, obwohl sie dringend eine frühe Diagnostik benötigen, um bleibende Schäden durch die Erkrankungen abzuwenden. Setzt eine Therapie aufgrund von Versorgungsengpässen zu spät ein, können dauerhafte körperliche Behinderungen entstehen. Da ERE vor allem Menschen im arbeitsfähigen Alter treffen, schränken sie nicht nur die Lebensqualität erheblich ein, sondern führen auch zu volkswirtschaftlichen Einbußen. Eine bedarfsgesteuerte Versorgungsplanung kann dies verhindern. Die richtigen Weichen dafür müssen Politik und Selbstverwaltung gemeinsam stellen, so die DGRh.

Pressemitteilung Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh), Januar 2023
Albrecht K et al.: Z Rheumatol. 2023 Jan 2 (DOI 10.1007/s00393-022-01305-2).

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