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Digitalisierung

Virtuelles Krankenhaus bald Versorgungsalltag

3.5.2024

„Virtuelle Krankenhäuser sind die medizinische Realität von morgen. In Deutschland wird der Begriff ,virtuelles Krankenhaus’ vor allem für innovative Lösungen im Klinikbereich verwendet, bei denen mithilfe zentraler Internetplattformen die telemedizinischen Versorgungsstrukturen gestärkt werden.

Prof. Dr. med. Julia Welzel
Präsidentin der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft
Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie, Universitätsklinikum Augsburg, Medizincampus Süd

julia.welzel@klinikum-augsburg.de

Den Infor­ma­tions­austausch innerhalb der Ärzteschaft, zwischen Kliniken und auch sektoren­übergreifend, mithilfe einer Plattform zu verbessern, um Bilder und Laborwerte zu übermitteln oder Fallkonferenzen im Live-Format durchzuführen, ist ein kluger und richtiger Ansatz.

Ein virtuelles Krankenhaus kann aber noch viel mehr sein. Die meisten Patientinnen und Patienten bewegen sich überwiegend physisch zwischen den Sektoren des Gesundheitswesens und Gesundheitsdienstleistern, die jeweils voneinander getrennte Inseln oder Blasen darstellen. Telemedizinische Angebote machen die einzelnen Patientenkontakte virtuell möglich – ein Vorteil, gerade wenn die räumliche Distanz groß oder ärztlicher Rat sehr kurzfristig nötig ist.

Das virtuelle Krankenhaus dient dazu, analoge Patientenkontakte um einen kontinuierlichen virtuellen Pfad zu ergänzen. Dabei beginnt die digitale ‚Patient Journey’ bereits beim Erstkontakt mit dem Krankenhaus, dem Onboarding. Im Vorfeld des ersten Besuchs können mittels Chatbot, Sensorik und Bildanalyse eine Klassifikation der Erkrankung und eine Priorisierung in Notfälle, dringliche und elektive Fälle erfolgen. Auch eine Allokation, also eine Zuordnung zu Abteilungen oder Sprechstunden, ist so im Vorhinein möglich. Alle Informationen werden in einem automatisierten Report zusammengefasst, sodass beim physischen Kontakt in der Klinik der weitere diagnostische und therapeutische Pfad bereits gebahnt ist. Bei den Patientinnen und Patienten, die bereits in stationärer oder ambulanter Behandlung sind, wird der weitere Verlauf virtuell begleitet und überwacht, beispielsweise postoperativ oder bei chronischen Erkrankungen. Das bringt viele Vorteile, denn bei einer Verschlechterung können wir rasch reagieren, bei einem unauffälligen Verlauf können Kontrollbesuche eingespart werden.

Gerade in der Dermatologie eignen sich die Krankheitsbilder gut für virtuelle Patientenpfade, denn die Diagnosen werden häufig aufgrund der optischen Erscheinungsbilder gestellt und könnten sehr gut mittels Chatbot und Bildanalyse klassifiziert und priorisiert werden. Auch die Versorgungsforschung würde profitieren: Durch kontinuierliches Beobachten wären neue Erkenntnisse zu Verlauf, Therapieansprechen, Auslösefaktoren und sogar Prävention ableitbar.

Da die Nutzung von Apps im Alltag heute sehr vielen Menschen vertraut ist, sollten Akzeptanz und technische Voraussetzungen gegeben sein. Langfristig wird es aber trotzdem bei einer hybriden Versorgung bleiben, die analoge und digitale Kontakte miteinander verknüpft und die zwischenmenschliche Arzt-Patienten-Beziehung nicht ersetzt, sondern ergänzt. Idealerweise werden ein Teil der Diagnostik und das Monitoring auf den virtuellen Pfad verlagert, während klinische und apparative Diagnostik sowie therapeutische Verfahren wie Operationen, Infusionen und Wundbehandlungen analog bleiben. Das virtuelle Krankenhaus ist keine Zukunftsvision, sondern bald Versorgungsalltag.“

Bildnachweis: privat

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