Künstliche Intelligenz hat großes Potenzial im Gesundheitswesen. Erfolgreich genutzt wird sie beispielsweise in der Organisation, Patientensteuerung und Diagnostik. Ein Projekt arbeitet mit bundesweit über 650 Dermatologen und Dermatologinnen.
Dr. Thomas Pöppe, AOK Bayern, stellte den KI-gestützten AOK-Service-Assistenten ASA vor, der das Personal in der Kundenberatung seit Anfang 2024 unterstützt. Das System hat Zugriff auf das gesamte Wissensmanagement der Krankenkasse. ASA findet dort qualitätsgesicherte Informationen und liefert auf dieser Basis passende Antworten auf individuelle Kundenanfragen. ASA diene inzwischen über 2 000 Mitarbeitenden als Copilot, um Anfragen sofort und besser beantworten zu können, unter Umständen, ohne Rückfragen bei einem Spezialisten.
Bisher entscheide der Arzt oder die Ärztin, in welche Versorgungsebene Patientinnen und Patienten weitergehen, konstatierte Dr. Wolfgang Ritter, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbands. Zukünftig müsse man eine Art Triage vorab erreichen. Konkret könnten bereits vor einem Arzt-Patienten-Kontakt Beratungsanlässe wie Impfung oder Präventionsberatung KI-gestützt abgeklärt und ohne Arztkontakt eingeleitet werden. So ließen sich Überbehandlungen vermeiden und Ressourcen sparen.
Oft kein persönlicher Kontakt zu Hautarztpraxis nötig
Ein konkretes Anwendungsbeispiel stellt die Plattform OnlineDoctor dar, die zunächst einmal ohne KI einen digitalen Zugang zu örtlichen Hautarztpraxen schafft und so die Versorgung beschleunigen und verbessern soll. Patientinnen und Patienten finden auf der Plattform derzeit über 650 Dermatologen und Dermatologinnen aus dem Bundesgebiet, von denen sie eine Person selbst auswählen. Anschließend stellt ein Chat-Assistent Fragen zum Hautleiden und seinen Symptomen und bietet die Möglichkeit, 3 Fotos hochzuladen. Innerhalb von durchschnittlich 7, maximal 24 Stunden sollen Anfragende eine schriftliche Diagnose und Handlungsempfehlungen von der angefragten Fachperson erhalten. Nach Anbieterangaben sind so bereits 350 000 Fälle betreut worden – bei hoher Patientenzufriedenheit. Die digitale Fallabschlussrate liege bei 85 %, was bedeute, dass nur in 15 % der Fälle nach der digitalen Beurteilung noch ein physischer Kontakt notwendig war. Aufgrund der Größe des Netzwerks könne dann meist auch eine Hautarztpraxis in der Nähe aufgesucht werden. Der Ansatz sei kooperativ, da bereits rund 60 gesetzliche Krankenkassen die Kosten für eine Versorgung mit diesem Medizinprodukt übernähmen.
Weiterentwicklung mit KI in Planung
In einer nächsten komplexen Stufe soll das System auch eine ärztliche Diagnoseunterstützung leisten können. Dann soll es Hautbilder und Symptomdaten mit ausreichender Sicherheit, Spezifizität und Sensitivität analysieren und im produzierten Text Passagen hervorheben, die für oder gegen die potenzielle Diagnose sprechen, um den Prozess nachvollziehbarer zu gestalten. In einer Pilotstudie hätten Ärztinnen und Ärzte in vielen Fällen daraufhin Differenzialdiagnosen einbezogen, die sie ohne Einsatz der KI nicht erwogen hätten.
Satellitensymposium „KI im Gesundheitswesen. Zwischen Hype, Hoffnung und Realität“