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Dermatoonkologie

Neue Ära der Melanom-Behandlung

3.5.2023

Zielgerichtete Therapien und Immuncheckpoint-Inhibitoren haben positive Auswirkungen auf das Langzeitüberleben der Krebskranken. Welche therapeutischen Säulen die Hautkrebstherapie tragen, für wen diese Behandlungsansätze infrage kommen und welche neuen Möglichkeiten die mRNA-Technologie bietet, berichteten Experten bei einer Pressekonferenz während der 52. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) in Berlin.

An erster Stelle der Therapie des Malignen Melanoms steht nach wie vor die operative Entfernung des Tumors. Erkrankte, bei denen eine Operation nicht angeraten erscheint, werden häufig radioonkologisch behandelt. „Noch bis vor etwa zwölf Jahren gab es für Patienten mit fortgeschrittenem, metastasierten Hautkrebs wenig Möglichkeiten für ein Langzeitüberleben bei guter Lebensqualität. Das hat sich grundsätzlich durch neue medikamentöse Behandlungen geändert“, sagte der Präsident der DDG, Professor Dr. med. Michael Hertl (Marburg). Die therapeutische Behandlung durch Systemtherapien mit einer Vielzahl individueller Therapiemöglichkeiten hat nun aber eine neue Ära der Melanom-Behandlung eingeleitet.

Zwei Säulen tragen dabei die Therapie: Die Immuntherapie und die zielgerichtete Therapie. Ziel der Immuntherapie ist es, durch die Blockade spezifischer Checkpoints das Immunsystem „scharf“ zu stellen, das heißt, das eigene Immunsystem dazu zu bringen, den Hautkrebs zu bekämpfen. Die Bedeutung der Checkpoints liegt in ihrem Aktivierungspotential des körpereigenen Immunsystems. Als eine Art Schaltstelle prägen sie die Balance zwischen nötiger Aggressivität, z. B. gegen Krebszellen und der Gegenregulation einer überschießenden Immunantwort gegen körpereigene, gesunde Zellen. Auch der Tumor selbst kann auf die Checkpoints wirken und damit die Tumor-bekämpfenden Immunzellen schwächen. Die intravenös verabreichten Checkpoint-Inhibitoren (monoklonale Antikörper) verhindern die Unterdrückung der Immunantwort. Damit können die Abwehrzellen des Immunsystems den Tumor verstärkt angreifen. „Da die Immuntherapie das körpereigene Abwehrsystems aktiviert, kann es als Nebenwirkung der Therapie zu überschießenden Immunreaktionen mit schweren Entzündungsreaktionen an der Haut, aber auch Entzündungen an Schilddrüse, Leber, Lunge, Bauchspeicheldrüse oder Darm sowie Herzschäden kommen“, erklärte Hertl.

Erfolge von Immuntherapie und zielgerichteter Therapie sind überzeugend

Die zweite moderne Behandlungssäule ist eine zielgerichtete Therapie, die für etwa die Hälfte der erkrankten Melanompatienten infrage kommt. Im Zentrum des Behandlungsansatzes stehen sogenannte Treibermutationen des Tumors, die für das Überleben und Wachstum der Krebszellen relevant sind. Auf diese Onkogene ausgerichtet konnten Kinase-Inhibitoren entwickelt werden, die überaktivierte Signalwege hemmen, damit das Krebswachstum bremsen und zu einem Abnehmen der Tumormasse führen. Kinasen sind Schlüsselenzyme, die viele Vorgänge in der Zelle steuern.

Wenn gleichzeitig mit den in Tablettenform verabreichten Kinase-Inhibitoren andere Medikamente eingenommen werden, kann es auch hierbei zu unerwünschten Nebenwirkungen wie beispielsweise Fieber kommen. Wichtig sind regelmäßige kardiologische Untersuchungen im Zeitverlauf der Einnahme zielgerichteter Medikamente. Alle Nebenwirkungen lassen nach dem Absetzen der Kinase-Hemmer in der Regel wieder nach.

Die Erfolge beider therapeutischen Ansätze sind überzeugend. Das zeigt die 5-Jahres-Überlebensrate: Im fortgeschrittenen Stadium des Melanoms (also Stadium III und IV nach UICC-Einteilung) leben 72% der Frauen und 60% der Männer (III), bzw. 32% der Frauen und 19% der Männer (IV) nach fünf Jahren. „Ein Melanom in fortgeschrittenem Stadium ist heutzutage kein Todesurteil mehr“, fasst Hertl zusammen, da die immunologischen Therapieansätzen heute langanhaltende Remission bis hin zur Heilung ermöglichen.

Neueste Option: mRNA-Vakzinierung plus Checkpoint-Inhibitor

Ganz neue Ausblicke auf eine Therapie könnten therapeutische Impfungen mit mRNA-Vakzinierung in Kombination mit Checkpoint-Inhibitoren bei Hautkrebs ergeben. „Das sind individualisierte Impfstoffe, die sozusagen einen Tumor-Steckbrief für das Immunsystem haben“, erläutert Hertl. Bei der „Krebsimpfung“ wird das Immunsystem aktiviert, um einen bereits bestehenden, internen Feind, die Krebszellen, zu erkennen und zu bekämpfen. „Die mRNA-Technologie hat das Potenzial, das Immunsystem sehr präzise gegen den individuellen Krebs eines Patienten zu aktivieren“, so Hertl. Da die Entstehung von Krebs nicht vorhergesagt werden und eine Behandlung erst beginnen kann, wenn der Krebs bereits besteht, handelt es sich bei Krebsimpfungen um therapeutische Impfstoffe.

Pressemitteilung „Melanom: Zielgerichtete Therapie, Immuntherapie und therapeutische Impfung“. Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG), Berlin 25.4.2023 (https://distribute.m-anage.com/from.storage?filecore=BB1IM6VJEBr1K3uVdyAaLA).

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