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COVID-19

Sinus- und Hirnvenenthrombosen nach Impfungen verhindern

Das Team um Prof. Dr. med. Andreas Greinacher, Leiter der Abteilung Transfusionsmedizin am Institut für Immunologie und Transfusionsmedizin der Universitätsmedizin Greifswald, beschrieb bereits einen Mechanismus, der ähnlich einer Heparin-induzierten Thrombozytopenie mit Antikörperbildung gegen Plättchenfaktor 4 (PF4) war, aber nicht identisch. Nach der Impfung mit Vektorimpfstoffen kam es zu einer PF4-Antikörperbildung ohne vorherige Heparinexposition. Dies wurde als Vakzine-induzierte immunogene thrombotische Thrombozytopenie (VITT) bezeichnet.

Zur Diagnostik gehört die Bestimmung der Thrombozytenzahl, Gerinnungstests mit INR, PTT, Fibrinogen und D-Dimeren, und gezielt die Suche nach Antikörpern gegen Plättchenfaktor 4 mithilfe von ELISA (kein andersartiger HIT-Suchtest!), mit einem Plättchenaktivierungstest zur Bestätigung.
„Die meisten Betroffenen waren mit starken Kopfschmerzen vorstellig geworden, von denen wir seinerzeit dachten, dass sie eine Folge- bzw. Begleiterscheinung der zerebralen thrombotischen Ereignisse seien“, erklärt Prof. Greinacher, korrespondierender Autor der Studie.
Starke Kopfschmerzen können auch ein Vorbote gefährlicher postvakzinaler Thrombosen sein. Elf Patienten stellten sich 5‒18 Tage nach Impfung mit dem AstraZeneca Impfstoff mit heftigen Kopfschmerzen in Kombination mit einer Thrombozytopenie ärztlich vor. Die Laborwerte aller Patienten wiesen hohe D-Dimere und hohe Anti-PF4-Antikörperspiegel auf. Zu diesem Zeitpunkt konnte jedoch keine zerebrale Sinus- und Venenthrombose (CSVT) diagnostiziert werden. Zwei wiesen eine Lungenembolie auf. „Insgesamt lässt sich konstatieren, dass es offensichtlich ein Prä-VITT-Syndrom gibt, eine VITT ohne thrombotische Manifestationen, bei dem die schweren Kopfschmerzen somit kein Begleitsymptom, sondern ein Warnsymptom für die spätere Entwicklung einer VITT sein können, was einen Handlungsspielraum für frühzeitige, therapeutische Interventionen eröffnet“, erklärt Erstautor Dr. med. Farid Salih von der Klinik für Neurologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin.
Mit Ausnahme einer Person hatten alle, die auch im Verlauf keine Thrombosen entwickelten, binnen fünf Tage nach Beginn der Kopfschmerzen eine VITT-spezifische Therapie mit therapeutischer Antikoagulation, hoch dosierten Immunglobulinen oder Kortikoiden erhalten. Die vier übrigen Patienten entwickelten Thrombosen; drei Betroffene hatten intrakranielle Blutungen, zwei davon eine CSVT. Diese vier Patienten hatten erst verzögert eine Therapie erhalten. Professor Matthias Endres, Direktor der Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie und Letztautor der aktuellen Studie, leitet daraus folgende Handlungsempfehlung ab: „Werden Patientinnen/Patienten in der typischen Latenzzeit von 5‒30 Tagen nach Impfung mit schweren Kopfschmerzen vorstellig, sollte unbedingt eine weiterführende Diagnostik erfolgen. Weisen sie eine Thrombozytopenie und erhöhte D-Dimere auf, muss gezielt auf Anti-PF4/Heparin-IgG-Antikörper getestet werden und frühzeitig und konsequent therapiert werden. Dann können wir schwere thrombotische Ereignisse in Folge womöglich ganz verhindern.“

Pressemitteilung Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)

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