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COVID-19

Riechtraining bei persistierenden Riech- und Schmeckstörungen

8.11.2023

Die meisten Menschen erholen sich von selbst von den Riech- und Schmeckstörungen, zu denen es häufig bei COVID-19 kommt. Wenn diese aber nach der Erkrankung andauern, rät die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO-KHC) in neuen Empfehlungen zu einem Riechtraining.

Störungen der Geruchs- und Geschmackswahrnehmung gehören zu den häufigsten Symptomen von COVID-19. Nach Infektionen mit der Alpha- und Delta-Variante von SARS-CoV-2 erkrankten etwa 50 % Patienten daran, die Omikron-Variante verursachte bei etwa 4 % der Erkrankten Riechstörungen. „Dieser Rückgang konnte auch in Studien bestätigt werden, in denen die Diagnose durch objektive Tests bestätigt wurde“, berichtet Prof. Dr. med. Thomas Hummel (Dresden) von der DGHNO-KHC-Arbeitsgemeinschaft Olfaktologie/Gustologie ist, die die Empfehlungen erarbeitet hat.

Bei den Tests müssen die Patienten verschiedene Düfte durch Schnuppern an Filzstiften („Sniffin’ sticks“) benennen. Beim sogenannten SDI-Test werden neben der Geruchsidentifizierung  (I) auch die Riechschwelle (S) und die Geruchsdiskrimination (D), also das Unterscheiden verschiedener Düfte, geprüft. Da viele Geschmacksnuancen eigentlich mit dem Riechorgan identifiziert werden, empfinden die Patienten bei einer reinen Riechstörung auch eine Geschmacksbeeinträchtigung.

Riechstörungen können verschiedene Formen annehmen. Besonders unangenehm sind für viele Patienten die sogenannten Parosmien. Dabei verändern sich vertraute Düfte auf oft unangenehme Weise: Kaffee riecht plötzlich verbrannt, Nahrungsmittel scheinen verdorben zu sein, obwohl sie frisch gekauft wurden. Parosmien sind dagegen ein gutes Zeichen. „Sie weisen auf Reparaturvorgänge in der Riechschleimhaut hin und sind ein frühes Zeichen für eine Erholung“, sagt Hummel: „Bis die Patienten wieder normal riechen und schmecken, kann es allerdings 6 bis 18 Monate oder länger dauern.“

Übungen mit verschiedenen Duftstoffen

Riechstörungen fallen in den Zuständigkeitsbereich von HNO-Ärzten. Diese sollten zunächst eine genaue Untersuchung der Atemwege vornehmen, heißt es jetzt in den neuen Empfehlungen. Zu Riechstörungen kann es auch kommen, wenn gutartige Polypen oder selten bösartige Tumore die Atemwege in den Nasengängen versperren und die Düfte nicht mehr die Riechschleimhaut erreichen. Der HNO-Arzt überprüfe deshalb endoskopisch die Durchgängigkeit der Atemwege in der Nase.

Wenn keine anderen Ursachen gefunden werden, können HNO-Ärzte ihren Patienten ein Riechtraining verschreiben. „Die Patienten erhalten in der Regel vier verschiedene Duftstoffe. Häufig sind dies Zitrone, Rose, Nelke und Eukalyptus“, erläutert Hummel: „Daran müssen sie dann zweimal täglich für etwa 30 Sekunden schnuppern.“ Das Training muss nach Erfahrung des Experten regelmäßig und konsequent über 3 bis 12 Monate durchgeführt werden, wobei es hilfreich ist, alle 3 bis 4 Monate die Duftqualitäten zu wechseln.

Eine schnelle Lösung mit Medikamenten gibt es nach Einschätzung der HNO-Experten bisher nicht. Die Wirksamkeit von Nahrungsergänzungsmitteln wie Omega-3-Fettsäuren oder einer Kombination aus Palmitoylethanolamid und Luteolin, die manchmal empfohlen würden, muss weiter geprüft werden. Das gilt auch für das Auftupfen von plättchenreichem Plasma oder Vitamin A auf die Riechrinne in der Nase. In Zusammenhang mit Riechstörungen nach COVID-19 raten die Experten von Kortison ab. Eine Anwendung etwa mit Nasensprays hätte in Studien keine Wirkung erzielt.

Pressemeldung „HNO-Ärzte: Riechtraining kann Erholung von Geruchs- und Geschmackssinn nach COVID-19 verbessern“. Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO-KHC), Bonn, 10.10.2023.
Hintschich CA et al.: Persistierende Riechminderung nach COVID-19 – Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft Olfaktologie und Gustologie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. HNO. 2023 Oct 6 (DOI 10.1007/s00106-023-01368-w).

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