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COVID-19

Prognostischer Biomarker validiert

21.12.2023

Wissenschaftlern der Technischen Universität München (TUM) ist es gelungen, mithilfe der Anzahl und Struktur von Thrombozyten vorherzusagen, ob es zu einem schweren Corona-Verlauf kommen kann. Damit haben sie einen prognostischen Biomarker für den Schweregrad von COVID-19 identifiziert, mit dem die Therapie frühzeitig angepasst werden kann.

Sobald sich der Körper mit Sars-CoV-2 infiziert, laufen eine Reihe von Immunreaktionen ab. Eine dieser Reaktionen besteht darin, dass sich die Thrombozyten an Immunzellen anlagern und dadurch Zellaggregate im Blutkreislauf entstehen. Das Team um Prof. Dr. rer. nat. Oliver Hayden (München) konnte mithilfe einer bildgebenden Durchflusszytometrie zeigen, dass bei Intensivpatienten mit schwerem Corona-Verlauf die Konzentration von Blutplättchen-Aggregaten sehr stark ansteigt.

Für die Analyse wurde den Probanden zunächst Blut abgenommen. Wenige Tropfen Blut reichen dabei aus, um mithilfe der bildgebenden Durchflusszytometrie innerhalb von Sekunden tausende Blutzellen abzuzählen und deren Aggregation zu analysieren. Hayden sagt: „Darüber hinaus hat diese Methode den großen Vorteil, dass wir die Proben weder aufbereiten noch markieren müssen, sondern sie direkt und standardisierbar untersuchen können, ohne die Aggregate durch Einwirkung hoher Scherkräfte zu verlieren. In Zukunft könnte diese kostengünstige Methode dabei helfen, Wechselwirkungen zwischen Gerinnungssystem und Immunsystem zu quantifizieren.“ Die patientennahe Messung erlaubt eine unmittelbare Untersuchung nach Blutabnahme, um Alterungseffekte der Blutproben, die selbst zu Aggregaten führen, auszuschließen.

 

Risikopatienten früher identifizieren

Insgesamt untersuchte das Forschungsteam das Blut von 36 Intensiv-Patienten im Alter zwischen 32 und 83 Jahren, die mit einer Corona-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert worden waren und einen mäßigen bis schweren Verlauf aufwiesen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass bei schwer erkrankten Patienten die Anzahl an gebundenen Thrombozyten signifikant höher war, als bei mäßig erkrankten Patienten und erst recht im Vergleich zu gesunden Blutspendern.

In Bezug auf die Zusammensetzung der Zellaggregate konnten die Forscher zudem zeigen, dass in Abhängigkeit vom Schweregrad der COVID-19 Erkrankung die Anzahl der Zellaggregate und deren Zusammensetzung sich graduell und frühzeitig vor dem Auftreten einer Komplikation verändern. Die Verklumpungen waren typischerweise aus weniger als zehn Thrombozyten zusammengesetzt. In Extremfällen wurde dabei beobachtet, dass bis zu zwei Drittel aller Thrombozyten von Patienten aggregiert vorlagen.

Die hohe Konzentration an Zellaggregaten konnte bei allen COVID-19 erkrankten Probanden mit Einlieferung auf die Intensivstation nachgewiesen werden. Diese einfache Diagnostik von Blutplättchen-Aggregaten hat das Potential, Risikopatienten frühzeitig zu identifizieren und damit die Versorgung zu verbessern.

Pressemitteilung „TUM-Forschende entwickeln neuen Schnelltest für akut Erkrankte: Schwerer Corona-Verlauf nun vorhersagbar“. Technische Universität München, 29.11.2023 (https://www.tum.de/aktuelles/alle-meldungen/pressemitteilungen/details/schwerer-corona-verlauf-nun-vorhersagbar).

* Klenk C et al.: Platelet aggregates detected usingquantitative phase imaging associate with COVID-19 severity. Commun Med (Lond).2023 Nov 7;3(1):161 (DOI 10.1038/s43856-023-00395-6).

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