Seit April 2018 wird in Großbritannien eine Zusatzsteuer auf gesüßte Softdrinks erhoben. Eine britische Forschergruppe hat jetzt untersucht, ob diese Steuer Auswirkungen auf die Adipositasprävalenz bei Kindern zum Zeitpunkt der Einschulung (4–5 Jahre) und in der 6. Klasse (10–11 Jahre) hat.
Es zeigte sich, dass die Einführung der Zuckersteuer bei Mädchen der sechsten Klasse statistisch mit einer Adipositasreduktion um 8 % assoziiert war, was unter Annahme eines kausalen Zusammenhangs einer Vermeidung von 5.234 Adipositasfällen pro Jahr in dieser Gruppe entspräche.
Der Adipositasrückgang bei Mädchen ist besonders groß, wenn die von ihnen besuchten staatlichen Grundschulen in sozial benachteiligten Gebieten liegen. Also dort, wo Kinder zumeist die höchsten Mengen an zuckerhaltigen Getränken konsumieren. Hier beträgt der Adipositasrückgang 9 %. Zwischen dem Inkrafttreten der Zuckersteuer und der Adipositasprävalenz von Kindern zum Zeitpunkt der Einschulung war dagegen kein statistischer Zusammenhang nachweisbar gewesen. Auch bei den Jungen der 6. Klasse blieben entsprechende Veränderungen aus.
Dr. Nina Rogers (Cambridge), Erstautorin der Studie, sagt: „Wir müssen dringend Wege finden, um der steigenden Zahl von Kindern, die mit Adipositas leben, wirksam zu begegnen. Sonst riskieren wir, dass unsere Kinder mit erheblichen Gesundheitsproblemen konfrontiert sein werden. Schließlich war das ja auch einer der Gründe, warum die britische Abgabe für die Softdrinkindustrie eingeführt wurde. Insgesamt sind die bisherigen Erkenntnisse vielversprechend und wir haben zum ersten Mal gezeigt, dass die Zusatzabgabe wahrscheinlich dazu beigetragen hat, dass Tausende von Kindern pro Jahr nicht adipös werden“. Rogers gesteht jedoch ein, dass die Studienergebnisse kein wirklich klares Bild der Steuerauswirkungen insgesamt zeichnen würden. Dennoch sei aus ihrer Sicht die Einsicht, dass die Zuckersteuer vor allem bei Mädchen aus sozial benachteiligten Gebieten Veränderungen bewirkt habe, wichtig und ein Schritt zur Verringerung gesundheitlicher Ungleichheiten. Die Forschergruppe fordert, weitere Strategien zu entwickeln und umzusetzen, um das Problem der steigenden Adipositasprävalenz bei Kindern und Jugendlichen zu verringern.
Pressemitteilung University of Cambridge, Januar 2023
Rogers NT et al. PLoS Med 2023; 20(1): e1004160 (DOI 10.1371/journal.pmed.1004160).