Zum ersten Mal wurden die gezüchteten roten Blutkörperchen einer anderen Person transfundiert, meldet die britische Behörde „NHS Blood and Transplant“ (NHSBT). Die im Labor hergestellten Blutzellen wurden aus erwachsenen hämatopoetischen Stammzellen von Spendern gezüchtet.
Die randomisierte, kontrollierte klinische RESTORE-Studie (ISRCTN42886452) ist eine gemeinsame Forschungsinitiative des in Bristol ansässigen NHSBT und der Universität von Bristol in Zusammenarbeit mit weiteren britischen Universitäten und Forschungseinrichtungen. Die Studie untersucht die Lebensdauer von im Labor gezüchteten Erythrozyten im Vergleich zu Infusionen von Standard-Erythrozyten desselben Spenders. Die im Labor gezüchteten Blutkörperchen sind alle „frisch“, also gleich jung. Daher erwartet das Studienteam, dass sie eine bessere Leistung erbringen als eine vergleichbare Transfusion mit standardmäßig gespendeten roten Blutkörperchen, die immer Zellen unterschiedlichen Alters enthält. Bislang wurden zwei Freiwilligen im Labor gezüchtete Erythrozyten, jeweils ca. etwa 5-10 ml, transfundiert. Dabei wurden sie engmaschig überwacht, so berichtet das NHSBT, wobei keinerlei unerwünschte Nebenwirkungen auftraten. Beide Versuchspersonen sind wohlauf und gesund. Das Studienprotokoll sieht vor, dass insgesamt mindestens zehn Teilnehmer im Abstand von vier Monaten solche Minitransfusionen aus entweder laborgezüchteten oder standardgemäß gespendeten Erythrozyten erhalten, um jeweils die Überlebenszeit der roten Blutkörperchen zu bestimmen. Würden die aus Stammzellen hergestellte Zellen tatsächlich länger im Körper überleben, würden Patienten mit regelmäßigem Transfusionsbedarf, nicht so oft Transfusionen benötigen (was zudem problematische Eisenüberladungen durch häufige Bluttransfusionen reduzieren würde).
Die Studie ist der erste Schritt, so teilt das NHSBT mit, um im Labor gezüchtete rote Blutkörperchen als zukünftiges klinisches Produkt zu entwickeln. Zunächst könnten gezüchtete Zellen jedoch nur für eine sehr kleine Anzahl von Patienten mit sehr komplexem Transfusionsbedarf verwendet werden. Vor der klinischen Anwendung sind zudem weitere Studien erforderlich.
Längere Überlebenszeit?
Prof. Dr. Ashley Toye, Professor für Zellbiologie an der Universität Bristol und Direktor der Blut- und Transplantationsabteilung für Erythrozytenprodukte von der zentralen staatlichen Forschungsförderung NIHR sagte: „Diese herausfordernde und aufregende Studie ist ein großer Schritt für die Herstellung von Blut aus Stammzellen. Dies ist das erste Mal, dass im Labor gezüchtetes Blut von einem allogenen Spender transfundiert wurde, und wir sind gespannt, wie gut die Zellen am Ende der klinischen Studie abschneiden“. Auch der Forschungsleiter Prof. Dr. Cedric Ghevaert, Professor für Transfusionsmedizin und beratender Hämatologe an der Universität von Cambridge und am NHSBT, sagte: „Wir hoffen, dass unsere im Labor gezüchteten roten Blutkörperchen länger überleben als die von Blutspendern. Wenn unsere weltweit erste Studie dieser Art erfolgreich ist, bedeutet dies, dass Patienten, die langfristig regelmäßig Bluttransfusionen brauchen, in Zukunft weniger Transfusionen benötigen, was dazu beitragen wird, ihre Versorgung zu verbessern“. Mit Blick auf die Zukunft resümiert Dr. Rebecca Cardigan, Leiterin der Komponentenentwicklung beim NHSBT und Dozentin an der Universität von Cambridge: „Es ist wirklich fantastisch, dass wir jetzt in der Lage sind, genügend rote Blutkörperchen in medizinischer Qualität zu züchten, um den Beginn dieser Studie zu ermöglichen, wir freuen uns sehr darauf, die Ergebnisse zu sehen und ob sie besser abschneiden als standardmäßige Erythrozyten“.