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Gesundheit: Geringe Kompetenz bei 64% der Bevölkerung

2.2.2022

Zunehmend entsteht der Eindruck, dass es immer mehr intensiv belesene Experten für Infektiologie oder Impfstoffentwicklung im Lande gibt, obwohl jüngste Erhebungen eher dagegensprechen: Eine Gruppe von Sozial- und Gesundheitswissenschaftlern hat jetzt Untersuchungsergebnisse zur Gesundheitskompetenz (GK) der Bevölkerung in Deutschland vorgelegt. Ihr Resümee: Die Gesundheitskompetenz (health literacy) der Bevölkerung in Deutschland hat sich im Zeitvergleich innerhalb von sechs Jahren statistisch signifikant verschlechtert.

Die erste Erhebung zur Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland mit bevölkerungsrepräsentativen Querschnittsdaten erfolgte 2014 („Health Literacy Survey Germany 1“, HLS-GER 1), die zweite 2020 (HLS-GER 1‘). Erfasst wurden Veränderungen der Gesundheitskompetenz über den Grad der subjektiv eingeschätzten Schwierigkeiten bei einzelnen Informationsaufgaben in den drei Bereichen Krankheitsbewältigung/Versorgung, Prävention, Gesundheitsförderung, jeweils in der Gesamtbevölkerung und in einzelnen Teilgruppen. Verwendet wurde das international abgestimmte Instrument HLS-EU-Q47 (European Health Literacy Survey Questionnaire) zur Messung der Gesundheitskompetenz. Der HLS-EU-Q47 besteht im Einzelnen aus 47 Items zur Selbsteinschätzung bei der Bewältigung der Anforderungen, gesundheitsrelevante Informationen von Relevanz für die eigene Gesunderhaltung und Krankheitsbewältigung angemessen zu verarbeiten. Die Formulierung der Fragen ist so angelegt, dass vor allem die persönlichen Fähigkeiten bei den einzelnen Schritten der Informationsverarbeitung, zugleich aber auch strukturelle Faktoren wie die Verständlichkeit von Informationen erfasst werden. Die Veränderungen in den Bevölkerungsgruppen wurden in einer Trendanalyse sowohl uni- und bivariat als auch multivariat analysiert.

Mit den beiden Studien HLS-GER 1 und HLS-GER 1‘ liegen erstmals empirische Erkenntnisse zur Veränderung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland im Zeitvergleich vor, so fassen die Autoren zusammen. Die Ergebnisse zeigen, dass im Verlauf der betrachteten sechs Jahre eine Verschlechterung der GK der Bevölkerung eingetreten ist, es den Befragten also deutlich schwerer als im Jahr 2014 fällt, mit gesundheitsrelevanten Informationen umzugehen und sie zu verarbeiten. Dabei haben sich Tendenzen, die auch 2014 zu beobachten waren, weiter verstärkt: Schon vor sechs Jahren wies die Mehrheit der Bevölkerung, nämlich 54,3%, eine geringe Gesundheitskompetenz auf. Dieser Anteil ist in der Zwischenzeit noch weiter angewachsen: konkret auf 64,2%. Ein Anstieg ist in allen drei erfragten Handlungsbereichen (Krankheitsbewältigung/Versorgung, Prävention und Gesundheitsförderung) zu verzeichnen. Sowohl die Regressionsanalysen zur Erklärung der Varianz der GK-Scores als auch die Analysen für einzelne Informationsaufgaben zeigen, wie stark die Verschlechterung der GK im Zeitverlauf auf sozioökonomische Variablen zurückzuführen ist: Ganz offensichtlich, so die Autoren, spielen ein niedriger Sozialstatus und ein hohes Ausmaß von finanzieller Deprivation eine Schlüsselrolle. Mit geringerer Wirkung ist auch ein niedriger Bildungsgrad assoziiert.

Hurrelmann K et al., Gesundheitswesen 2022 Jan 28; DOI 10.1055/a-1709-1011, PMID 35098501

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