Fast alle Patienten, die sich einer bariatrischen Operation unterziehen, erfüllen Kriterien des Metabolischen Syndroms und werden somit als „metabolisch ungesund (MU)“ bezeichnet. Bariatrische Chirurgie kann eine deutliche Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes bewirken und metabolische Komorbiditäten reduzieren. Und sie kann, so wurde jetzt bei dem Kongress „Viszeralmedizin 2023“ deutlich, sogar einen Wechsel von „metabolisch ungesunder Adipositas“ zu „metabolischer Gesundheit (MH)“ unterstützen.
Ziel der vorgestellten multizentrischen Studie war es, den Einfluss von Alter, Geschlecht, Adipositaschirurgie-Methode und Vorliegen einer Fettlebererkrankung zum Zeitpunkt der OP auf den postoperativen Wechsel von MU zu MH zu bestimmen. Insgesamt 133 Patienten wurden in die retrospektive Studie eingeschlossen. Bei allen wurde im Zeitraum von 03/2016 bis 12/2021 entweder ein Roux-en-Y-Magenbypass (RYGB) oder eine Schlauchmagen-OP (SG) sowie eine intraoperative Leberbiopsie zur Evaluation einer Fettlebererkrankung durchgeführt. Zur Diagnose „metabolische Gesundheit“ wurden folgende Parameterfestgelegt: a) systolischer Blutdruck < 130 mmHg, diastolischer Blutdruck< 85 mmHg und kein Gebrauch antihypertensiver Medikamente, b) TG < 150mg/dl und kein Gebrauch lipidsenkender Medikamente, c) HDL > 40 mg/dl(Männer) oder > 50 mg/dl (Frauen), d) FPG < 110 mg/dl, keine blutzuckersenkenden Medikamente, HbA1c < 6,5 mg/dl und HOMA-IR < 2,5, e)CRP < 5 mg/dl. Als „metabolisch gesund“ wurden Patienten eingestuft, wenn alle Parameter positiv ausfielen. Der postoperative Follow-Up betrug zwei Jahre.
Hoher BMI, Bluthochdruck und niedriges HDL wirken sich negativ aus
133 Patienten mit einem durchschnittlichen BMI von 52,0kg/m2 (36,9-74,8) und einem Alter von durchschnittlich 43,1 Jahren (22-65)unterzogen sich einer der beiden bariatrischen Operation. 73% waren weiblich,27% männlich. 55,6% erhielten einen RYGB, 44,4% eine SG. 58,6% zeigten histologisch eine borderline oder definitive nichtalkoholische Steatohepatitis(NASH). Zum Zeitpunkt des bariatrischen Eingriffs war kein Patient metabolisch gesund. 38,3% (n=51) zeigten postoperativ einen Wechsel zum Status „metabolische Gesundheit“. Die durchschnittliche Dauer bis zum Erreichen der metabolischen Gesundheit betrug 321 Tage. Die Ergebnisse zeigten keine Unterschiede bezüglich Alter, Geschlecht, OP-Verfahren, und NASH-Status, wohingegen ein hoher BMI, niedriges HDL sowie Bluthochdruck zum Zeitpunkt des Eingriffs einen negativen Einfluss auf den Wechsel zu metabolischen Gesundheit hatten. Der durchschnittliche prozentuale Verlust des Übergewichts-BMI (EWL) bis zum Erreichen von metabolischer Gesundheit betrug 63,8%, der absolute Gewichtsverlust (TWL) 31,8 %.
Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass bariatrische Chirurgie einen Wechsel von metabolisch ungesunden Phänotypen zu metabolischer Gesundheit bewirken kann. Alter, Geschlecht, OP-Verfahren und NASH-Status zum Zeitpunkt der OP hatten während der Studie keinen Einfluss hierauf. Ein sehr hoher BMI, Bluthochdruck und niedriges HDL zum Zeitpunkt der OP scheinen hingegen den Wechsel zu metabolischer Gesundheit negativ zu beeinflussen.
Storms S et al.: Bariatrische Chirurgie kann einen Switch vom metabolisch ungesunden Phänotyp zu metabolischer Gesundheit unabhängig vom OP-Verfahren unterstützen (KV264, 14.9.2023). Im Rahmen des Kongresses „Viszeralmedizin 2023“, Hamburg, 11.-16.9.2023. Veranstalter: Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), Berlin.