Bundesweit melden Apotheken über 500 Lieferengpässe für lebenswichtige Arzneimittel. Dadurch könnten Apotheken nicht mehr garantieren, dass dringend benötigte Medikamente rechtzeitig verfügbar wären, so Apotheker Holger Seyfarth (Frankfurt am Main), Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbandes. Er warnt vor den dramatischen Folgen und appelliert an die Politik, für entsprechende Rahmenbedingungen zu sorgen, welche die Versorgung wieder einigermaßen sicherstellen.
Seit Monaten häufen sich Berichte über Lieferengpässe fürwichtige Arzneimittel, die in vielen Apotheken zu Schwierigkeiten führen(aktuell meldet das BfArM 510 Produkte mit Lieferengpässen). Betroffen sindnicht nur nur chronisch kranke Menschen, sondern auch akut erkrankte Patienten,die auf bestimmte Medikamente, insbesondere Antibiotika und Schmerzmittel,angewiesen sind. Die Ursachen für die Engpässe sind vielfältig und reichen vonProduktionsproblemen über Lieferkettenstörungen bis hin zu regulatorischen Herausforderungen.
„Wintersaison steht erst noch bevor“
„Wir stehen vor einer beispiellosen Krise“, sagt Seyfarth. „Apothekerinnen und Apotheker sind bemüht, Lösungen zu finden, um die Versorgung noch einigermaßen aufrechtzuerhalten. Aber die Situation verschlechtert sich rapide, wir können die Sicherheit unserer Patienten nicht mehr gewährleisten. Und die Wintersaison mit der nächsten Erkältungs- und damit einhergehenden Infektionswelle steht erst noch bevor.“ Und weiter: „Die Regierung und die Gesundheitsbehörden sind dringend aufgefordert, rasche Maßnahmen zu ergreifen, um diese existenzielle Bedrohung für die öffentliche Gesundheit zu bewältigen. Es geht nicht nur darum, den Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten sicherzustellen, sondern auch die zugrundeliegenden Probleme der Lieferkette und der Arzneimittelproduktion anzugehen.“
Hintergrund: Das eigene Sachgebiet „Lieferengpässe“ des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) dokumentiert und bewertet Lieferengpässe von Humanarzneimitteln. Die dort auflaufenden Lieferengpassmeldungen erfolgen durch die Pharmazeutischen Unternehmer und basieren auf der im Pharmadialog erklärten Selbstverpflichtung zur Meldung von Lieferengpässen für versorgungsrelevante Arzneimittel. Der Selbstverpflichtung unterliegen danach alle Wirkstoffe, die als versorgungskritisch eingestuft sind (Online https://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Arzneimittelinformationen/Lieferengpaesse/_node.html).
Pressemitteilung„Apotheken im Ausnahmezustand: Lieferengpässe bedrohen Sicherheit derArzneimittelversorgung“. Hessischer Apothekerverband (HAV), Offenbach, 6.9.2023(https://www.h-a-v.de/presse/pressemitteilungen/aktuell/news/apotheken-im-ausnahmezustand-lieferengpaesse-bedrohen-sicherheit-der-arzneimittelversorgung.html).