Forscher aus Bristol berichten über eine neue Behandlungsmöglichkeit für Arthrose- oder andere Ursachen bedingte Gelenkschäden, die sowohl klinisch wirksam als auch kostengünstig ist.
In Deutschland werden pro Jahr knapp 200.000 künstliche Knie-Totalendoprothesen (TEP) Kniegelenke implantiert. Rund 20% dieser Patienten leiden auch drei Monate oder länger nach der Operation unter belastenden chronischen Schmerzen. Wegen der zumeist sehr heterogenen Pathogenese dieser Schmerzzustände bleiben Behandlungen oft wirkungslos. In Großbritannien (ca. 100.000 Knie-TEPs/Jahr) ist die Situation vergleichbar. Britische Forscher stellen nun eine Alternative vor.
Sie führten eine unmaskierte, parallele, pragmatische, randomisierte, kontrollierte Überlegenheitsstudie in acht Krankenhäusern des britischen National Health Service (NHS) durch. Personen mit chronischen Schmerzen drei Monate nach der Knie-Totalendoprothetik wurden nach dem Zufallsprinzip (2:1) entweder dem Versorgungspfad „Unterstützung und Behandlung nach der Kniegelenkersatz“ (STAR - Support and Treatment after Replacement) plus übliche Versorgung oder nur der üblichen Versorgung zugeteilt. Die STAR-Intervention zielte darauf ab, die zu Grunde liegenden Ursachen der chronischen Schmerzen individuell zu identifizieren und eine Überweisung zu einer dreimonatigen gezielten fachärztlichen Therapie sowie eine telefonische Nachsorge über zwölf Monate zu initiieren. Co-primäre Endpunkte waren selbstberichtete Schmerzstärke und durch Schmerz verursachte Beeinträchtigung im operierten Knie (entsprechend BPI - Brief Pain Inventory) nach zwölf Monaten.
Halbierung der Hospitalisierungen
Über einen Zeitraum von 32 Monaten wurden 363 Patienten randomisiert der STAR-Intervention plus übliche Versorgung (n=242) oder allein der üblichen Versorgung (n=121) zugeteilt. Das Durchschnittsalter lag bei 67 Jahren (IQR 61-73), 60% der Studienteilnehmer waren Frauen, 92% Kaukasier. Zwölf Monate nach der Randomisierung lagen Follow-up-Daten zu 86% dieser Patienten vor. Nach dieser Zeit betrug der mittlere Unterschied zwischen den Gruppen bei der BPI-erfassten Schmerzstärke -0,65 (95%-KI -1,17 bis -0,13; p=0,014) und der mittlere Unterschied zwischen den Gruppen bei der BPI-bestimmten Schmerzinterferenz mit Aktivitäten des täglichen Lebens -0,68 (-1,29 bis -0,08; p=0,026). Beides spricht, so die Autoren, für eine klinische Wirksamkeit der Intervention. Zudem wurde STAR von den Patienten gut angenommen.
Aus Sicht des NHS und der betreuenden Sozialdienste war die Intervention zudem kosteneffektiv, was sich etwa in einer Halbierung von Krankenhauseinweisungen, Verkürzung von Klinikaufenthalten postoperativ oder geringerer Krankschreibungsrate widerspiegelt. Die Autoren resümieren, dass die STAR-Intervention unter Berücksichtigung der verschiedensten Ursachen für chronische Schmerzen nach einer Knie-TEP ein personalisiertes Vorgehen mit verschiedenen Behandlungs- und Managementoptionen erlaubt. Nach ihrem Wissen sei es das erste Versorgungskonzept dieser Art, das tatsächlich klinisch wirksam und kosteneffektiv ist.
Pressemitteilung University of Bristol/UK, Januar 22