Bärentraubenblätterextrakt (Uva ursi) kann den Einsatz von Antibiotika bei unkomplizierten Harnwegsinfekten reduzieren. Allerdings ist die Symptombelastung höher und länger, heißt es in einer Studie.
Ob die Behandlung von unkomplizierten Harnwegsinfekten mit einem pflanzlichen Präparat aus Bärentraubenblätterextrakt (Stammpflanze Arctostaphylos uva-ursi) eine gleichwertige Alternative zur sofortigen Behandlung mit einem Antibiotikum (Fosfomycin) ist, wurde im Zuge der vom Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMBF) mit 1,63 Millionen Euro geförderten REGATTA-Studie untersucht. Es zeigte sich, dass eine initiale Behandlung mit Uva ursi den Einsatz von Antibiotika um 64% reduziert. Insgesamt erholten sich 61% der Frauen in der Bärentraubenblätterextrakt-Gruppe ohne Antibiotika. Allerdings war die Symptombelastung bis Tag 7 höher als bei sofortiger antibiotischer Behandlung, und die Symptome dauerten etwas länger an. Darüber hinaus traten Nierenbeckenentzündung, Fieber, Verschlechterung oder verlängerte Symptome häufiger bei Frauen auf, die initial mit Bärentraubenblätterextrakt behandelt wurden.
An der Studie nahmen zwischen Mai 2017 und Mai 2019 398 Patientinnen aus 42 Hausarztpraxen in Niedersachsen, Bremen und Thüringen teil. Sie erhielten entweder den pflanzlichen Wirkstoff Bärentraubenblätterextrakt (3x2 Tabl./5 Tage), und wenn erforderlich bei anhaltenden Beschwerden oder Verschlimmerung ein Antibiotikum. Oder initial eine antibiotische Behandlung mit Fosfomycin (3g, Einzeldosis). Über ein Patiententagebuch und Fragebögen wurden Symptome, Beeinträchtigung im Alltag und Einnahme von Antibiotika dokumentiert.
Die Ergebnisse resümiert die Mitautorin der Studie Prof. Dr. med. Jutta Bleidorn, Institut für Allgemeinmedizin, Uniklinikum Jena: „Wollen Frauen die Einnahme von Antibiotika vermeiden, können Bärentraubenblätter einen alternativen Behandlungsansatz darstellen, eine generelle Behandlung unkomplizierter Harnwegsinfekte mit Uva ursi können wir jedoch nicht empfehlen.“ Der Einsatz von Uva ursi empfehle sich nur bei ausdrücklichem Wunsch nach nicht antibiotischer Behandlung und solange zunehmende Beschwerden oder Komplikationen rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Habe eine Patientin aber Fieber oder schon einmal eine Nierenbeckenentzündung hinter sich, sei die gezielte Gabe von Antibiotika angezeigt.
Zu Bärentraubenblätter (Uvae ursi folium) liegt seit 1994 eine Positivmonografie der Kommission E des damaligen Bundesgesundheitsamtes mit der Indikation „Entzündliche Erkrankungen der ableitenden Harnwege“ vor (Bundesanzeiger 15.06.1994). Das PharmNet.Bund-Arzneimittel-Informationssystem verzeichnet vor allem (Kombinations-)Medizinaltees („Blasen- und Nierentees“) sowie einige Fertigpräparate mit Bärentraubenblätterextrakten (selten als Einzelzubereitung, meist in Kombination mit anderen Phytopharmaka oder als homöopathisches Komplexmittel).
Newsletter Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMBF), Januar 2022