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Adipositas

Wissenschaftliche Grundlage für Disease Management Plan veröffentlicht

19.9.2022

Einen Arbeitsbericht als wissenschaftliche Grundlage für den neuen Disease-Management-Plan (DMP) Adipositas hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen veröffentlicht. Darin wurden relevante medizinische Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung von Adipositas bewertet.

Das IQWiG hat dabei sämtliche in den eingeschlossenen Leitlinien enthaltenen Behandlungsempfehlungen analysiert und jenen bewährten Versorgungsaspekten zugeordnet, die üblicherweise in den Richtlinienvorgaben des G-BA zu DMPs beschrieben werden. Dazu zählen Diagnostik, Therapieziele, allgemeine Grundsätze der Therapie, therapeutische Maßnahmen, Kooperation der Versorgungssektoren, Langzeitbetreuung und Schulungen.

Für die Leitliniensynopse „Adipositas – Erwachsene“ konnte das Institut die Empfehlungen aus 25 aktuellen medizinischen Leitlinien auswerten. Allerdings ausgerechnet nicht die deutsche S3-Leitlinie zum Thema („Adipositas – Prävention und Therapie“, AWMF Registernr. 050-001). Diese konnte nicht in die Bewertung einbezogen werden, weil sie aus dem Jahr 2014 stammt, seit mehr als fünf Jahren nicht aktualisiert wurde und dementsprechend nicht mehr den aktuellen Versorgungsstandard abbildet. Wann die federführende Fachgesellschaft, die Deutsche Adipositas Gesellschaft, die bereits begonnene Überarbeitung der Leitlinie abschließt, ist offen. In die Leitliniensynopse „Adipositas – Kinder und Jugendliche“ flossen die Empfehlungen aus sechs aktuellen medizinischen Leitlinien ein. Auch hier konnte das IQWiG zu fast allen Versorgungsaspekten potenziell DMP-relevante Inhalte identifizieren. Die Leitlinien-Synopsen für Erwachsene  resp. Adipositas Kinder und Jugendliche können online eingesehen werden.

Nächster Schritt: Juli 2023

Anschließend bewertete das Institut die identifizierten und zugeordneten Empfehlungen in Hinblick auf ihre DMP-Relevanz. Ergebnis: Sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche konnten zu (fast) allen Versorgungsaspekten potenziell DMP-relevante Inhalte identifiziert werden. Einzig zu den Aspekten „Therapieziele“, „digitale medizinische Anwendungen“ und „Schulungen“ fanden sich für die Behandlung adipöser Kinder und Jugendlicher keine relevanten Empfehlungen in den eingeschlossenen Leitlinien.

Damit ist der Weg bis zu einem DMP Adipositas aber längst noch nicht beendet: Zunächst wird der G-BA detaillierte Anforderungen an das DMP Adipositas bis zum 31. Juli 2023 beschließen. Diese müssen dann weiter beraten werden, einschließlich des gesetzlich vorgesehenen Stellungsnahmeverfahren. Zu Recht, denn, so stellt Karin Maag, unparteiisches Mitglied des G-BA und Vorsitzende des beschlussvorbereitenden Unterausschusses fest: „Wie erhofft gibt es wissenschaftlich belastbare Leitlinienempfehlungen zur Diagnostik einer Adipositas, zur Abgrenzung der Schweregrade und der Behandlung: sowohl für Kinder und Jugendliche, als auch für Erwachsene. Eine der großen Herausforderungen für die weiteren Beratungen wird es nun sein, den genauen Kreis der Versicherten zu definieren, die von einem DMP profitieren würden. Denn die Berichte des IQWiG zeigen, dass ein reines Abstellen auf den Body-Mass-Index zu kurz greifen würde“.

Bis sich gesetzlich Versicherte in ein DMP Adipositas einschreiben können, sind noch weitere Schritte notwendig. Nachdem der G-BA die DMP-Anforderungen beschlossen hat, prüft das Bundesministerium für Gesundheit ob der Beschluss rechtskonform ist. Wenn ja, wird der Beschluss im Bundesanzeiger veröffentlicht und tritt in Kraft. Auf Basis der DMP-Anforderungen schließen dann Krankenkassen und ambulante und stationäre Einrichtungen auf regionaler Ebene die notwendigen Verträge, die wiederum vom Bundesamt für Soziale Sicherung geprüft und zugelassen werden müssen. Erst wenn all dies geschehen ist, können gesetzlich Versicherte – sofern sie die sogenannten Einschreibekriterien für das DMP erfüllen und ihre Krankenkasse das DMP anbietet – das neue Versorgungsangebot nutzen.

Pressemitteilung Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), September 2022
Pressemitteilung Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA), Berlin, September 2022

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