Im Jahr 2020 gab es in Deutschland 7 180 Neuerkrankungen mit der Diagnose Ovarialkarzinom, die standardisierte Erkrankungsrate liegt bei 10,7 von 100 000. Der Großteil der Patientinnen wird erst im fortgeschrittenen Krankheitsstadium diagnostiziert und erhält in der Regel nach Staging- und Debulking-Operation eine platinbasierte Chemotherapie, gegen die ein großer Teil im Laufe der Zeit eine Resistenz entwickelt. In der Folge ist das Karzinom schwer zu behandeln, da Mono-Chemotherapien eine verminderte Wirksamkeit und Verträglichkeit bei diesen Patientinnen zeigen.
Hoffnung machen neue Entwicklungen. So hat sich der Ausschuss für Humanarzneimittel der EMA kürzlich für die Zulassung von Mirvetuximab Soravtansin (MIRV) ausgesprochen. Das Präparat wird zur Behandlung erwachsener Frauen mit Folat-Rezeptor-Alpha-positivem, platinresistentem und high-grade serösem epithelialem Ovarial-, Eileiter- oder primärem Peritonealkarzinom nach 1–3 vorherigen Therapielinien eingesetzt. Im Symposium „Fortschritte in der zielgerichteten Therapie des Platin-resistenten Ovarialkarzinoms“ stellte Prof. Dr. med. Klaus Pietzner (Berlin) zunächst Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADC) als neue Substanzklasse vor, im Anschluss präsentierte Prof. Dr. med. Fabian Trillsch (München) die Ergebnisse der Phase-III-Studie MIRASOL, die einen Überlebensvorteil gegenüber der von den Prüfärzten gewählten Chemotherapie gezeigt hatte.
Ein besonders wichtiger Aspekt der Therapie ist die Lebensqualität der Patientinnen. Prof. Dr. med. Felix Hilpert (Hamburg) ging dabei auch auf die Assoziation zwischen Gesamtüberleben und moderaten, schweren Baseline-Scores für Symptome ein. Die gezielte Freisetzung der toxischen Last in den Tumorzellen führt dazu, dass die ADC ein günstigeres Nebenwirkungsprofil haben als die Chemotherapie. Er sagte: „Wenn wir Patientinnen haben, die Schwierigkeiten beim Essen haben, sich erbrechen oder eine starke Fatigue haben, können wir davon ausgehen, dass diese Patientinnen wirklich eine sehr schlechte Prognose haben – auch, weil viele die Therapie innerhalb der ersten Wochen abbrechen.“ Er plädierte dafür, in der palliativen Situation alles zu tun, um den Patientinnen eine Betreuung zu Hause zu ermöglichen. „In Bezug auf die Lebensqualität sowie das psychologische Well-Being und Befinden ist das mit Abstand das Beste“, wie er weiter ausführte. Mit dem positiven Nebenaspekt, dass es auch den Angehörigen das Abschiednehmen erleichtert.
Symposium „Fortschritte in der zielgerichteten Therapie des Platin-resistenten Ovarialkarzinoms“ (Veranstalter: AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG)