30–70 % der über Dreißigjährigen haben Myome und der Altersgipfel liegt bei 50 Jahren – beim Übergang zur Menopause. Natürliche Heilmethoden können bei der Prävention und bei der Therapie eingesetzt werden.
Myome entwickeln sich in der geschlechtsreifen Phase der Frau, was die Vermutung nahelegt, dass Sexualhormone eine Rolle spielen. Man kann in der Regel eine Dysbalance zwischen Estrogen und Progesteron feststellen. Außerdem weisen Myomzellen mehr Estrogenrezeptoren auf als gesunde Zellen. Auch andere Wachstumsfaktoren spielen offensichtlich eine Rolle.
Einer der wichtigsten Einflussfaktoren bei der Myomentwicklung ist die Ernährung. Über verschiedene Mechanismen beeinflusst sie das Wachstum:
• Tierische Fette und Eiweiße regen das Wachstum von Myomen an, während die hohe Aufnahme von grünem Gemüse schützt.[1,2]
• Insulinotrope Zucker in Lebensmitteln führen zu einer vermehrten Insulinausschüttung und triggern über Wachstumsfaktoren im Uterus das Myomwachstum.
• Umweltgifte mit estrogenähnlicher Wirkung – sog. Xenoestrogene oder endokrine Disruptoren – können an Rezeptoren binden und Myomwachstum anregen. Dazu gehören Weichmacher und viele weitere Industriechemikalien.[3,4]
• Andere Substanzen beeinflussen den Hormonstoffwechsel in der Leber, den Nieren und im Darm – und damit die Bioverfügbarkeit der Hormone.
Entsprechend ist ein positiver Einfluss der richtigen Ernährung auf Myome beobachtet worden.[5] Da eine ballaststoffarme und fettreiche Ernährung mit viel Fleisch hohe Estrogenspiegel begünstigt, ist es hilfreich, viele Ballaststoffe durch reichlich Gemüse zu sich zu nehmen und tierische Produkte wie Fleisch und Milch vom Speiseplan zu streichen. Konkret heißt es, auch auf Weißmehlprodukte und weißen Zucker (und Alkohol) zu verzichten und stattdessen den Körper mit Vollkorn- und Dinkelprodukten und Salaten mit viel Bitterstoffen wie Chicorée, Endiviensalat und Radicchio zu unterstützen. Ihre Patientinnen sollten dabei allerdings wissen, dass die estrogensenkende Wirkung dieser Ernährung und damit auch ihr Effekt auf Myome häufig erst nach vier bis sechs Monaten auftritt.
In Tierversuchen hat sich gezeigt, dass Antioxidantien nicht nur den Stoffwechsel verbessern, sondern möglicherweise auch das Myomwachstum verlangsamen können. Genügend Vitamin D ist ganz wichtig, da es die Estrogen- und Progesteron-Rezeptoren herunterreguliert.[6] Auch Curcumin, der Extrakt aus der Kurkumawurzel, stärkt die antioxidativen Schutzsysteme.[7]
Wenn die Myome noch klein sind, möglichst unter 4 cm im Durchmesser, kann man daher versuchen, das Hormongleichgewicht über eine Ernährungsumstellung wiederherzustellen. Bei größeren Myomen ist ein Verschwinden dagegen sehr unwahrscheinlich. Trotzdem können Blutungsstörungen und Schmerzen in vielen Fällen gebessert werden.
Schließlich gibt es den Grüntee mit einer Vielzahl von sekundären Pflanzenstoffen. Der wichtigste Inhaltsstoff des Tees ist im Allgemeinen das anregende Koffein, früher im Zusammenhang mit Tee auch bekannt als Teein. Weitere Bestandteile der Teeblätter sind Catechine, die wichtigsten Vertreter sind Epicatechin (EC), Epicatechingallat (ECG), Epigallocatechin (EGC) und Epigallocatechingallat (EGCG). Grüntee enthält auch zahlreiche Aminosäuren, Bitterstoffe sowie viele wichtige Vitamine, Calcium, Kalium, Phosphorsäure, Magnesium, Kupfer, Zink und Fluorid.
Die Wirkung von EGCG wurde in einer weltweiten Studie untersucht die zeigte, dass es sich dabei um ein hochwirksames Antioxidans und einen „Allrounder für die Frauengesundheit“ handelt. Eine Studie aus Ägypten hat die Wirkung von EGCG auf das Myomwachstum untersucht.[8] In dieser Studie erhielten 33 Frauen, die Beschwerden durch Myome hatten, EGCG oder Placebo. Bei der Testgruppe, die den Grüntee-Extrakt in einer Dosis von 800 mg über vier Monate erhielt, kam es zu einem signifikanten Rückgang der Myomgröße. Bei jeder dritten Frau verkleinerten sich die Myome.
EGCG ist ein hochwirksames Antioxidans und ein „Allrounder für die Frauengesundheit“
Auch Symptome wie Schmerzen oder erhöhter Blutverlust konnten durch die Einnahme von EGCG deutlich reduziert werden. In der Placebogruppe setzte sich das Myomwachstum bei jeder vierten Frau hingegen fort.
Allerdings ist das Trinken von grünem Tee alleine nicht ausreichend. Nur 0,05 bis max. 1 % des im grünen Tee enthaltenen EGCG gehen ins Blut über. Da EGCG im Körper zudem schnell verstoffwechselt wird, ist die Bioverfügbarkeit gering. Beim Trinken von grünem Tee nach westlichen Gewohnheiten schwankt die Aufnahme zwischen 10 und 300 mg EGCG pro Liter grünem Tee – hohe Plasmaspiegel sind so kaum erzielbar.
Grüntee-Nahrungsergänzungsmittel können diese Lücke schließen. So enthält z. B. eine Kapsel tigovit, das aus den jungen Grüntee-Blättern gewonnen wird, 160 mg reines EGCG. Der Grüntee-Extrakt von tigovit kommt von einer hochwertigen biozertifizierten Teeplantage. Dieser Grüntee-Extrakt wird ausschließlich mit Wasser extrahiert. tigovit beinhaltet eine einzigartige Zusammensetzung mit zwei patentierten Wirkstoffen wie Ester C und Bioperine, um die Bioverfügbarkeit von EGCG deutlich zu erhöhen. tigovit ist das einzige wissenschaftlich belegte Grüntee-Produkt, zu welchem weitere klinische Untersuchungen laufen. tigovit enthält eine tägliche Dosis von EGCG, die von der EFSA zugelassen und für den menschlichen Körper absolut gut verträglich ist.
Empfohlen werden drei Kapseln täglich, was zwölf Tassen konzentriertem Grüntee entsprechen würde. Sie sollten nüchtern bzw. mit einem Mindestabstand von einer halben Stunde vor dem Essen verzehrt werden, damit die Wirkstoffe nicht durch die Magensäure oder durch Nahrungsbestandteile inaktiviert werden.
Auch andere Phytopharmaka werden eingesetzt. Dabei wählt man gerne solche, die den Hormonspiegel ausgleichen: Schafgarbe und Hirtentäschel enthalten hormonähnliche Substanzen, die das Wachstum von Myomen reduzieren oder ganz unterbinden. Diese Phytoestrogene besetzen einen Teil der Rezeptoren, an denen normalerweise das Estrogen andockt. Außerdem setzt man gerbstoffhaltige Pflanzen wie Frauenmantel, Blutwurz und Wiesenknopf ein, die Blutungen verhindern oder sogar stillen, damit es nicht zur Folgeerkrankung Anämie kommt. Drittens sind Salicylsäureverbindungen in Weidenrinde und Mädesüß wie auch Phenolsäuren und Flavonoide in Brennnesseln wirksame Schmerzstiller, Cumarine in Gänsefingerkraut, Bitterstoffe in Frauenmantel und Schafgarbe helfen bei Krämpfen im Unterleib. Agnus castus (Keuschlamm) hat progesteronähnliche Wirkungen und kann mitunter auch zur Zyklusregulierung bei Myomen eingesetzt werden.
Eisenmangel gleichen Sie am besten durch Eisen als Gluconat aus, verbunden mit Pflanzenextrakten oder Vitamin-C-haltigen Säften, die die Aufnahme des Eisens verbessern. Sehr gute Erfahrungen bzgl. Verträglichkeit und nachweisbarem Hb-Anstieg haben wir in meiner Sprechstunde mit Floradix Kräuterblut mit Eisen gemacht, worin u. a. auch der bewährte Brennnessel-Extrakt enthalten ist. Auch bei den Schüßler-Salzen gibt es einige, die die Blutbildung verbessern.
In der wissenschaftlichen Literatur häufen sich schließlich Hinweise darauf, dass Vitamin D ein ganz wichtiger Regulator des Estrogen- und Progesteron-Stoffwechsels ist, sodass eine konstant gute Vitamin-D-Versorgung vor Myomen schützt. Lassen Sie im Blut das 25-OH-Vitamin D bestimmen. Optimal sind Werte zwischen 40 und 70 ng/ml Serum.
Schließlich spielen wie bei allen Erkrankungen auch psychische und mentale Faktoren beim Umgang mit Myomen eine Rolle, sodass viele Kollegen auch gute Erfahrungen mit Hypnosetherapie, Visualisierungsreisen u. a. gemacht haben. Natürliche Heilmethoden haben auch ihre natürlichen Grenzen: Wenn es sich um große, schon sehr lange bestehende, teilweise schon verkalkte Myome handelt, wird es mit der Schrumpfung schwierig bis unmöglich – aber das Wachstum neuer Myome kann in jedem Fall eingeschränkt werden.
Zu diesem Thema hat Prof. Gerhard aktuell ein Buch veröffentlicht, das Sie Ihren Patientinnen empfehlen können:
Ingrid Gerhard, Barbara Rias-Bucher: Myome selbst heilen.
Mankau Verlag 2018, ISBN 978-3863744588, 18,90 Euro
Die Autorin
Prof. Dr. med. Ingrid Gerhard
Albert-Überle-Straße 11
69120 Heidelberg
[1] Ganmaa D et al., Int J Cancer 2006; 118: 2363–2365
[2] Wise LA et al., Am J Clin Nutr 2014; 99: 1105–1116
[3] Kim JH, Exp Ther Med 2018; 15: 4972–4978
[4] Weuve J et al., Environ Health Perspect 2010; 118: 825–832
[5] Parazzini F et al., Nutr Cancer 2015; 67: 569–579
[6] Al-Hendy A et al., J Clin Endocrinol Metab 2015; 100: E572–582
[7] Malik M et al., Fertil Steril 2009; 91(5 Suppl): 2177–2184
[8] a Roshdy E et al., Int J Womens Health 2013; 5: 477–486