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Gynäkologie

Menopause

Raus aus der Tabuzone

26.8.2024

Die Serie zur Menopause im Lancet beleuchtet das Problem vor allem aus der UK-Sicht. Die Präsidentin der Deutschen Menopause Gesellschaft fasst zusammen, was in Deutschland vergleichbar ist – und was ganz anders.

Die Verordnung von Hormonen im Zuge der Betreuung peri- und postmenopausaler Frauen ist durch die „Hormonphobie“ der vergangenen 20 Jahre in Deutschland unter die 10-%-Marke gerutscht – was zu einer Unterversorgung von Frauen mit hohem ­Leidensdruck geführt hat. UK hat uns vorgemacht, wie es anders gehen kann. Seit 2021 gibt es dort ein Gesetz, das Frauen in den Wechseljahren unterstützen soll. Die Verschreibungszahlen für Hormone kletterten prompt nach oben – auch weil nun das NHS die Kosten für die Hormone, anders als zuvor, übernahm.

Auch in Deutschland kommt Bewegung in das Thema „Menopause“ – gut so! Fakt ist: Wir müssen die Patientinnen dort abholen, wo sie stehen Die Situation jeder Frau ist anders und es gibt keine Standardtherapie – auch wenn das in den diversen Medien manchmal so vermittelt wird. Für die einen sind Hormone nach wie vor Teufelszeug und gehören auf den Index. Für andere sind bioidentische Hormone immer und zu jeder Zeit das Richtige. Beides ist verkehrt und die Wahrheit liegt wie immer in der Mitte. Entscheidend ist der Leidensdruck der Frau: Niemand sollte heute aus Angst vor Hormonen leiden – eine maßgeschneiderte Therapie, die sich an den Bedürfnissen der Patientin orientiert, ist heute unbedingt anzustreben.

Individuelle Situation betrachten

Bei jeder Frau muss man zunächst evaluieren: Arbeitet der Eierstock noch mit oder nicht? Man muss Perimenopause und Postmenopause voneinander trennen – sowohl was die Symptome als auch was die Therapie betrifft. Die Symptome der frühen Perimenopause werden oft nicht als solche erkannt – obwohl der Leidensdruck der Frauen hoch sein kann. Der Zyklus ist ein wenig unregelmäßiger, aber ein Hormonstatus in der Regel noch normal. Besonders Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Konzentrationsstörungen stehen jetzt im Vordergrund. „Bioidentische Hormone“ helfen in einer solchen Situation oft nicht. Denn das Problem dieser Phase ist nicht der Hormonmangel, es sind die starken Schwankungen der Ovaraktivität: Die Natur will mit aller Macht den Zyklus aufrechterhalten, das gelingt aber nicht mehr geordnet und die Follikelaktivität schlägt Kapriolen. Paradoxerweise hilft es in dieser Phase, die „außer Kontrolle geratene“ Ovaraktivität zu bremsen (z. B. mit einem estrogenfreien Ovulationshemmer) und individuell angepasst Estrogen dazuzugeben. Erst wenn die Ovarien gar nicht mehr arbeiten und die Frau die Postmenopause erreicht hat, treten die Symptome des Estrogenmangels in den Vordergrund (v. a. Hitzewallungen). Jetzt ist, neben der Anwendung von 17ß-Estradiol, der ideale Zeitpunkt für den Einsatz von Progesteron oder Dydrogesteron (gern als bioidentische Hormone bezeichnet), denen man hinsichtlich Mammakarzinom ein günstigeres Risikoprofil nachsagt. Neben der Behebung des Leidensdrucks können Patientinnen mit entsprechenden Risiken (z. B. für Osteoporose, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen) im Sinne eines präventiven Ansatzes profitieren.

Patientinnen-Ino der deutschen Menopause Gesellschaft

Der Welt-Menopause-Tag ist ein guter Anlass, um das Bewusstsein für die gesundheitlichen Heraus­forderungen zu schärfen, die Frauen während der Menopause erleben. Nutzen Sie den Welt-Menopause-Tag, um aktiv auf Ihre Patientinnen zuzugehen und ein offenes Gespräch über die Menopause anzuregen. Mit Informationsveranstaltungen für Betroffene und Interessierte gibt die Deutsche Menopause Gesellschaft in Form von Webinaren Antworten auf viele Fragen rund um die Wechseljahre wie Brain Fog, Stimmungsprobleme, Gewichtszunahme und andere – online und kostenfrei. Wer die Webinare „verpasst“, kann sie jederzeit auf der Homepage der DMG abrufen. Eine Übersicht finden Sie im Internet unter:

https://www.menopause-gesellschaft.de/publikumsveranstaltungen/

Die Expertin

Dr. med. Katrin Schaudig
Präsidentin der Deutschen Menopause Gesellschaft e. V.

schaudig@hormone-hamburg.de

Bildnachweis: privat

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